Zurück in Australien – Auf gen Westen (48)
02.10. – 05.11.2025 (725. – 759. Reisetag)
Wir kommen abends in Brisbane an und lassen uns von einem Uber zu Travel Trucks fahren, weil dort unser Rockhopper wartet. Nach einer angenehmen Nacht in vertrauter Umgebung und im eigenen Bett, starten wir am nächsten Tag mit den üblichen Besorgungen einschließlich Friseur für mich und Massage für Uwe. Beim Abschied von Col, dem Chef von Travel Trucks fällt ihm plötzlich auf, dass die Stoßdämpfer, die aus den USA gekommen sind und schon ein paar Tage beim Zoll in Brisbane liegen, kurz vorher geliefert worden sind. Erleichtert verschieben wir unseren Abschied, da die Dämpfer so von den Fachleuten hier eingebaut werden und wir uns keine neuen Mechaniker suchen müssen.
Am nächsten Tag beginnt dann der unendlich lange Weg nach Perth. Einmal über den Kontinent von Ost nach West. Das Auto fährt mit den neuen Highend-Stoßdämpfern hervorragend. Nun geht leider die Wasserpumpe in der Kabine kaputt. Wieder etwas zu regeln. Zum Glück gibt es passgenaue Ersatzteile in Australien, die wir jetzt nach Perth bestellen.
Es hat hier im Osten wieder sehr viel geregnet, so dass der Weg durch die Mitte des Kontinents, um schöne Vögel zu finden, wohl wenig Aussicht auf Erfolg haben wird. Das durften wir ja im Vorjahr schon erleben. Wenn es überall Wasser gibt, kommen die Tiere nicht zu den Wasserstellen, an denen man sie bei Trockenheit immer antrifft. So wählen wir den direkteren Weg. Uwe hat das Gefühl, dass die 4300km, die vor uns liegen, in einer Woche geschafft sein sollten und drückt ordentlich auf die Tube. Ich würde eine Entspannungspause an einem schönen Ort vorziehen, denn die Anstrengung von Vietnam macht sich bei mir bemerkbar. Aber leider kann ich ihn nicht von einem moderateren Tempo überzeugen. Ehrlich gesagt, kennen wir am Rande dieser Strecke auch keinen wirklich schönen Ort zum Entspannen...
Unser erstes Ziel, nach 2000 km und 2 Tagen Fahrt, ist ein Treffen mit Simon, den wir vor ungefähr 2 Jahren über Instagram kennen gelernt und an einem Strand in der Nähe (australisch betrachtet, ca. 100km von Adelaide, seinem Wohnort entfernt) von Adelaide das erste Mal getroffen haben. Wir treffen uns wieder dort und verbringen einen schönen Abend mit gemütlichem Essen und einen schönen Morgen mit vielen Gesprächen und Austausch über das Leben und das Fotografieren. Es ist schön, einen vertrauten Menschen zu treffen, der auch gern auf Vögel wartet und in der Natur seine Zeit verbringt.
Anschließend beginnen wir unsere Tour auf der Suche nach beeindruckenden Salz- und Schlammteichen (Tailing ponds). Letztere liegen in der Regel in der Nähe von Erzminen, die dort feinkörnige Rückstände aus der Aufbereitung von Erzen zumeist in Form von Schlämmen ablagern. Sie sind oft sehr intensiv farbig und sehen aus der Luft sehr eindrucksvoll aus. Dies ist unsere dritte Tour dieser Art. Gerade die Salzseen sehen jedes Mal anders aus, da ihre Färbung von vielen Faktoren abhängt und niemand voraussehen kann, wie sie sich ändern. Wenn sie vollständig ausgetrocknet sind, sind sie meist langweilig weiß, beige oder grau. Wenn sie jedoch die richtige Mischung aus Wasser, Algen und Mineralien aufweisen, können sie wunderschöne, abstrakte Strukturen aufweisen, die auf Fotos sehr beeindruckend wirken.
Wir fahren also die Yorkpeninsula noch einmal ab, die Salzseen sehen wieder völlig anders aus und es ist einfach unglaublich, dass wir jetzt bei unserem dritten Besuch wieder tolle Fotos machen können. Es immer wieder ein Riesenspaß.
Auf dem Weg zur Coffin Bay entdecken wir einen schönen Strand in den Dünen, der sehr einsam und abgelegen ist. Dort machen wir eine Pause von zwei Nächten und kommen ein wenig zur Ruhe. Das lange Fahren jeden Tag ist schon ermüdend.
Danach geht es in Richtung Western Australia auf die Nullarbor. Die Fruchtkontrolle an der Grenze treibt uns wieder ein wenig um. Es ist schwierig, alle Früchte und jedes Gemüse auf den Punkt hin aufzuessen. So gut wie dieses Mal, ist es uns aber noch nie gelungen. Die Dame an der Quarantänestation guckt sehr gründlich, so dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Natürlich fahren wir wieder zu den unglaublichen Sanddünen nicht weit hinter Ceduna und können, wie erwartet, wieder so schöne Bilder machen. Uwe liebt es mit der Drohne Fotos von Sanddünen bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu machen und freut sich wie ein kleines Kind, dass er wieder so andere Fotos machen konnte.
Die Nullarbor ist wie immer sehr lang und langweilig. Die Vegetation ändert sich kaum und die Straße fordert einen nur dadurch, dass sie so eintönig ist. Uwe wird krank und fühlt sich gar nicht wohl. Das macht es alles nicht einfacher. Wir fahren und fahren und fahren.
Unser Lichtblick ist die Eyre Bird Observatory Station. Hier soll es die Pink Cockatoos, früher Major Mitchel genannt, geben. Um dorthin zu kommen, muss man eine 12km lange Sandpiste fahren. Wir erkunden sie und beschließen den ersten Teil schon abends zu bewältigen, damit wir am nächsten Morgen vielleicht schon fotografieren können. Die Strecke ist vom Sand her für unseren Rockhopper leicht zu bewältigen, nur die Bäume und Büsche ragen an einigen Stellen zu sehr in die Piste rein, insbesondere in der Höhe. So muss Uwe an einigen Stellen das harte Holz teilweise sogar mit der Axt zurückschneiden. Nach der halben Strecke bleiben wir einfach auf dem Treck stehen und schlafen ein paar Stunden. Sehr früh am Morgen erledigen wir den Rest der Strecke und kommen pünktlich mit den Pink Kakadus an. Zwei von ihnen fliegen an und nehmen die Tränke in Anspruch, die so arrangiert ist, dass man sehr schöne Fotos machen kann. Wir sind überglücklich, dass wir diesen Tipp noch bekommen haben und genießen die nächsten drei Tage sehr. Die Vögel erscheinen in Abschnitten in immer anderen Formationen. An einem der Abende haben wir wunderschönes Licht und am letzten Morgen wollen uns offenbar alle unterhalten. Ungefähr 20 Tiere fliegen die Tränke an, machen Kunststücke an einem Draht oder hüpfen von einem Ast zum anderen. Wir sind total glücklich diese schönen Tiere in so vielen unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Positionen fotografieren zu können.
Nach diesem schönen Erlebnis beenden wir die Nullarbor und fahren endlich nach Wharton Beach. Der Strand ist so schön wie immer aber irgendwie fester. Wir erfahren, dass ein Sturm im August ca. 40cm Sand abgetragen hat. Dabei ist an einer Stelle ein ca. 7000 Jahre alter Baumbestand zu Tage getreten. Es handelt sich dabei nur um Baumstümpfe, die sich schwarz in den Himmel strecken. Wären sie weiterhin unter dem Sand geblieben, wären sie wohl irgendwann versteinert.
Hier bleiben wir tatsächlich 7 Nächte und kommen wirklich zur Ruhe. Wir sichten viele Fotos aus Vietnam und bearbeiten sie, gehen spazieren, machen ein wenig Sport. Endlich streben wir mal nicht von einem Ort zum anderen, sondern genießen die Ruhe und die wenigen Leute, die sich am Strand einfinden.
Uwe macht sich große Sorgen um seine nächste Fotoreise nach Madagaskar, da es dort Ende September starke Unruhen gegeben hat, bei der 22 der Protestierenden ums Leben gekommen sind und der Präsident daraufhin das Land verlassen musste. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung ausgesprochen und da Uwe niemanden gefährden will, heißt es jetzt abzuwarten, ob sich die Lage wieder stabilisiert. Die meisten Kunden sind sehr entspannt und sprechen sich dafür aus, erst einmal weiter zu beobachten. Zwei sind stärker beunruhigt, so dass einer sogar storniert. Ca. 2 Wochen vor dem Start der Reise wird die Warnung zurückgenommen, so dass sie jetzt mit einem sehr viel besseren Gefühl stattfinden kann. Uwe ist sehr erleichtert, aber ein wenig betrübt, dass ein bisher treuer Kunde nicht mehr mitwill.
Irgendwann haben wir genug der Ruhe und es zieht uns weiter. Über Kalgoorlie, der Goldstadt Australiens, gehen wir weiter auf die Suche nach schönen abstrakten Luftaufnahmen. Der Erfolg ist sehr unterschiedlich, aber einiges gelingt schon. Leider ist das wieder mit relativ viel Fahrerei verbunden, weil man nach zwei bis vier Drohnenakkus das meiste ausgeschöpft hat und gut weiterkann. So arbeiten wir uns in den nächsten Tagen durch den Wheatbelt, dessen Felder diesmal noch goldgelb sind und wo viele schöne Frühlingsblumen blühen, bis nach Sandy Cove an der Küste durch. Das dauert insgesamt 6 Tage und wir freuen uns darauf, 2 Tage am kühleren Meer zu verbringen, denn im Inland wird es grad richtig heiß und die Fliegen genießen es sehr, auf uns herumzuturnen.
Bereits am ersten Morgen bekommt Uwe eine Nachricht von einem befreundeten Fotografen, der uns empfiehlt, zur Hutt Lagoon zu fahren. Dort soll es aufgrund der vielen Regenfälle Vogelschwärme geben. Als wären wir noch nie im Leben Auto gefahren, beschließen wir innerhalb von wenigen Minuten, dass wir die 300km one way fahren wollen. Hatten wir nicht genug vom Fahren???
Die Hutt Lagoon ist intensiver pink, als wir es auf unseren vorherigen zwei Besuchen gesehen haben. Die Lagune ist randvoll mit Wasser, so dass es nur an einigen Stellen einen abgetrockneten, weißen Rand gibt. Auf die Frage, woher die beeindruckende Farbe der Lagune kommt, schreibt mir KI von Google folgendes:
„BASF betreibt an der Hutt Lagoon die weltweit größte Produktionsanlage für Mikroalgen, um Beta-Carotin aus der natürlichen Alge Dunaliella salina zu gewinnen. Diese Anlage nutzt die Algen, die der Lagune ihre rosa Farbe verleihen, um Beta-Carotin zu produzieren, das dann als natürliche Lebensmittelfarbe, in Kosmetika oder als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird. BASF gewinnt auch Artemia (Salinenkrebse) die von Garnelen- und Fischzüchtern verwendet werden.“
Zum Glück finden wir die Vögel anfangs sofort. Es ist aber schwieriger als gedacht, sie zu fotografieren. Sie sitzen in verschieden großen Gruppen teils am Ufer, teils auf dem See. Wenn sie auffliegen und ihre eindrucksvollen Kurven fliegen, sind sie zeitweise schneller als 70km/h, so dass es der Drohne nicht so leichtfällt, hinterher zu kommen. Wir lieben es ja, Vögel zu beobachten und ihre Verhaltensweisen zu studieren. So gelingt es Uwe mit ein wenig Übung im Laufe der zwei Tage, Aufnahmen zu bekommen, die Seltenheitswert haben. Nach unserem Wissen ist es sehr ungewöhnlich, dass sich die Vögel dort aufhalten. Darüber hinaus finden wir schöne Muster und Formationen, haben morgens sich spiegelnde Wolken auf dem See und sind wieder absolut begeistert von der Lagune.
Die 500km nach Perth erledigen wir sehr entspannt. Die Straße ist angenehm und ich lese inzwischen aus einem Buch vor, das uns beide gut unterhält und die Zeit etwas kürzer werden lässt. „Die geilste Lücke im Lebenslauf“ von ist lebendig geschrieben und wir fühlen mit dem jungen Mann, der mit sich 23 Jahren auf den Weg in die Welt macht.
In Perth treffen wir unseren Agenten für die Verschiffung nach Südamerika, die im Juni ansteht. Die Teile für die Wasserpumpe sind angekommen und nach dem Einbau fließt das Wasser wieder ohne Probleme und mit weniger Lärm als vorher. Der Storage, in den wir unseren Rockhopper bringen, ist sehr gut gepflegt und er wird sich dort in einer Halle die Zeit vertreiben. So können wir beruhigt unseren Aktivitäten außerhalb des Landes nachgehen und wissen ihn in guten Händen.

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