Australiens Ostküste - back again (42)

05.04. – 01.05.25 (579. – 605. Reisetag)

Unser nächstes Ziel ist der Carnarvon National Park. Er liegt im Inland, auf ungefähr 400m Höhe. Hier ist das Klima sehr angenehm, vor allem nicht mehr so feucht und nachts etwas kühler. Wir bleiben zwei Nächte und wandern in die Schlucht. Die Wanderung ist bis auf die ständigen Flussüberquerungen sehr angenehm. Sie sind nicht schwierig, aber wir ziehen zu Beginn immer die Socken und Schuhe aus. Irgendwann gehen wir dann einfach barfuß weiter. Das geht fast besser und das lästige An- und Ausziehen fällt weg. Leider rutsche ich einmal ab und lande mit dem Po im Wasser. Die netten Australier amüsieren sich prächtig, ich selbst bin etwas genervt über meine Ungeschicklichkeit. Zum Glück ist es so warm, dass meine kurze Jeans mich angenehm kühlt aber nicht unterkühlt. Wir gehen bis zur Artgalerie, wo man gut erhaltene Wandzeichnungen der Aboriginals sehen kann, und nehmen auf dem Rückweg die meisten der anderen Abzweigungen wahr. So laufen wir insgesamt über 16 km und sind angenehm erschöpft, als wir am Campground zurück sind.

Auf dem Weg nach Emerald zu Claudine und Russel, die wir auf Tasmanien kennen gelernt haben, besuchen wir noch den Minerva Hills Nationalpark, der uns einen Überblick über das Tal bietet. Der Park ist klein und kaum besucht, so dass wir völlig allein sind.

Die nächsten 5 Nächte verbringen wir im Vorgarten von Claudine und Russel in Emerald. Die Stadt mit ihren mehr als 14.000 Einwohnern ist ein Versorgungszentrum für die Umgebung, die von Kohle- und Saphirminen umgeben ist. Außerdem ist die Landwirtschaft hier mit Baumwolle, Weintrauben, Zitrusfrüchten und Getreide sehr aktiv.  Russel arbeitet in einer Kohlemine und Claudine als Teacher Aide in einer Schule. Sie haben hier nach ihrem Wegzug aus Zimbabwe ihre Töchter großgezogen, die jetzt allerdings beide in Canberra arbeiten.

Wir verbringen die Tage sehr entspannt. Uwe muss viel für seine Fotoreisen organisieren, Russel arbeitet und Claudine, die gerade Ferien hat, und ich gehen ins Einkaufszentrum, backen Sauerteigbrot und quatschen uns an jeder Ecke fest. Ich freue mich sehr, jemanden zu haben, mit ich mein inzwischen tatsächlich verbessertes Englisch sprechen kann und mich dabei auch noch sehr wohl fühle. Nachmittags fahren wir einmal zum Maraboon Stausee. Hier kann man viele Wassersportarten betreiben, grillen und den Tag vorüberziehen lassen. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen der Umgebung. Wir nutzen die Pizzeria am nahe gelegenen Campground und lassen es uns gut gehen.

Am Wochenende findet in der Stadt ein Rugbyturnier statt. Die neuseeländischen Mannschaften spielen gegen die australischen. Wir haben gar keine Ahnung von diesem Spiel und sind ein wenig gespannt, ob wir irgendetwas verstehen werden. Doch zu Beginn geht es gar nicht los und wir erfahren, was es heißen kann, in einer etwas abgelegenen Stadt zu leben. Bei dem Damenspiel hat sich eine Spielerin etwas schwerer verletzt. Sie liegt auf dem Platz und niemand traut sich, sie zu bewegen, um ihre Verletzung nicht zu verschlimmern. Alle warten auf einen Krankenwagen. Da es im Umkreis nur zwei davon gibt, kann es etwas länger dauern, falls diese bereits im Einsatz sind. Es wird dann ein Notruf nach Brisbane abgesetzt, das immerhin 830 km entfernt ist. Wenn es um einen schnellen Einsatz geht, kann so schnell mal jede Hilfe zu spät kommen. In unserem Fall dauert es ca. 40 Minuten bis dann zwei Wagen fast gleichzeitig eintreffen. Die junge Frau wird versorgt und abtransportiert. Wir erfahren in diesem Zusammenhang, dass es auch sehr schwierig ist, hier Ärzte anzusiedeln. Erklärt sich ein Mediziner bereit, in Emerald zu arbeiten, so erhält er 3000A$ pro Tag und zusätzlich alle Kosten. Das klingt erstmal verlockend, hat aber trotzdem wenig Erfolg. Das Rugbyspiel der Herren geht los und Russel bemüht sich sehr, uns in die Spielzüge einzuweihen. Mit der Zeit verstehen wir ein wenig von den Regeln und das Spiel mit dem großen körperlichen Einsatz zieht uns in seinen Bann. In der Halbzeit gehen wir nach Hause, was Uwe und mich ein wenig überrascht. So etwas würden wir nie tun, weil uns das Ergebnis interessiert. Aber unsere Höflichkeit und der Hunger sind stärker und so essen wir gemeinsam und lassen uns Vieles über den Kohlebergbau und die Verwendung der Kohle erzählen. Die Einschätzung eines weiteren Gastes über die Schließung des Kohleabbaus in Deutschland hat uns etwas irritiert. Er meint, dass dies vorrangig aus kommerziellen und nicht aus umweltbedingten Gründen geschehen ist. Das wurde offenbar nur vorgeschoben und den Umweltschützern als Erfolg vorgegaukelt.  Wir können das nicht beurteilen, wundern würde es uns aber nicht.

Nun geht es wieder auf unseren eigenen Spuren weiter. Cape Hillsborough ist gebucht und wir hoffen auf schöne Kängurufotos am Strand. Das gelingt nur bedingt. Wir haben leider keinen schönen Sonnenaufgang.

Anschließend fahren wir wieder zum Whitehaven Beach in den Whitsunday Islands. Der Strand mit dem unglaublich weißen Sand ist genauso schön wie wir ihn in Erinnerung haben. Sogar unser Zeltplatz von vor 2 Jahren ist frei, den wir sofort wieder beziehen. Da Uwe noch bessere Fotos machen möchte als damals, müssen wir zum nördlichen Ende, dem Inlet, laufen, wo das Wasser ins Land läuft. Die Strecke beträgt hin und zurück 11,6 km, so dass unser Bewegungsprogramm in der prallen Sonne ausgefüllt ist. Das Schnorcheln begeistert uns diesmal gar nicht, da das Wasser sehr niedrig und die Sichtweite recht schlecht ist. Insgesamt ist es aber superschön wieder zu zelten und den ganzen Tag in der Natur zu sein. Das besondere Highlight war aber der Scenic Flight über dem Inlet...

Das nächste Ziel ist eine Tauchtour für Uwe zum Yongala Wreck. Für ihn ist das eher ein Probetauchen, damit er in Indonesien, wo er 5 Nächte auf einem Tauchboot verbringen wird, ein wenig mehr Erfahrung hat. Er kommt zufrieden zurück, die Sicht ist auch hier nicht so gut gewesen. Ich genieße diese kurzen Zeiten, in denen ich mal allein bin, sehr. Obwohl ich mich im Auto immer wohl fühle, bin ich halt so gut wie nie für mich. Das tut zwischendurch einfach mal gut.

Weiter geht es nach Townsville. Als wir hier das erste Mal waren, haben wir die Stadt als sehr leblos und ungemütlich wahrgenommen. Diesmal haben wir die schöne, belebte Strandpromenade entdeckt, sind auf den Castle Hill gefahren und haben mitten im Ort auf einem leeren Parkplatz in Ruhe übernachtet. Wie sehr man sich mit dem Eindruck täuschen kann. Diesmal hat es uns hier sehr gut gefallen und Marie und Michael aus Österreich haben uns zusätzlich noch einen sehr lebendigen und schönen Abend beschert. Auch Magnetic Island ist uns mit einer Koalamutter mit Kind sehr entgegengekommen. Wir haben sie bestimmt eine Stunde oder länger fotografiert. Die Mutter hängt direkt über einem der Wanderwege, guckt hin und wieder mal schläfrig, schläft dann tief und fest ein und überlässt ihr Kind seinem Schicksal. Das Junge sitzt etwas höher in einem Nachbarbaum und kann seine Neugier nicht so zügeln wie die Mutter. Es bewegt sich hin und wieder und guckt uns mit offenen Augen an. Wir sind absolut gegeistert und genießen im Anschluss die Wanderung über die Insel und das Fish & Chips Essen im Dorf.

Aber die Kasuare warten noch auf uns. Etty Beach hat einen Campingplatz mit Stromanschluss für uns, so dass wir die Feuchtigkeit mit der Klimaanlage aus dem Auto raushalten können. Bei 29°C fühlt sich die Wärme fast unerträglich an, wenn die Luftfeuchtigkeit so extrem hoch ist. Das Kasuarenweibchen stolziert hier ein bis zweimal pro Tag über den Platz. Es strahlt eine absolute Autorität aus. Obwohl jeder ein Foto haben möchte, hält jeder ausreichend Abstand und sie marschiert genau dort entlang, wo sie möchte. Sie inspiziert die Wohnwagen, wohl auf der Suche nach Essbarem.  So ist es sehr schwierig, gute Fotos zu bekommen. Der Hintergrund ist in der Regel sehr belebt und bunt. Aber es ist trotzdem ein Erlebnis diesen urgeschichtlich wirkenden Laufvogel beobachten zu können. Da es ein langes Wochenende ist, sind viele Kinder auf dem Campingplatz. Das erste Mal erleben wir es in Australien, dass Kinder sehr laut und frech sind. Sie zeigen nur bei der ersten Begegnung mit dem Kasuar den nötigen Respekt. Später schreien und kreischen sie um das Tier herum. Uns wird dabei sehr mulmig, denn die großen Tiere springen mit beiden bekrallten Füßen voran ihre Gegner an. Es ist dabei schon zu Todesfällen gekommen. Sowohl wir als auch andere Erwachsene versuchen dies den Kindern zu vermitteln. Da die Eltern aber völlig unbeteiligt wirken, nehmen die Kinder uns auch nicht ernst. Es ist so schade, denn das dominante Weibchen meidet danach den Campingplatz.

Unser nächstes Ziel ist Cairns. Auch hier wandern wir die Strandpromenade entlang und genießen die entspannte Atmosphäre. Marie und Michael treffen auf ihrem Rückweg aus dem Norden hier ein und wir verbringen einen sehr entspannten Abend mit Thaiessen und leckerem Eis mit verschiedenen Topics, die man sich selbst aussuchen kann. Unser abendliches Gespräch führt dazu, dass die beiden noch eine Nacht bleiben und ich ein wenig die Partnerakrobatik kennenlerne. Das bedeutet, dass eine Person auf dem Boden liegt oder steht und die zweite von ihr gehalten oder gedreht wird.  Marie zeigt mir einige Einsteigerübungen und ich schwelge in Erinnerungen an die Verrenkungen, die meine Schwester und ich im frühen Kindesalter ausprobiert haben. Marie ist sehr souverän und vermittelt mir so viel Sicherheit, dass ich mich einiges traue und es ziemlich gut klappt. Wir haben eine Menge Spaß dabei und Michael unterstützt uns und steht mir als rettender Engel zur Seite. Schön, noch eine neue Sportart kennenzulernen, die ich mir sonst nie zugetraut hätte.

Wir verbringen die nächsten Tage auf dem Palm Cove Campground, weil es so heiß ist, dass wir unsere Klimaanlage brauchen. Sie benötigt dann doch mehr Strom als unsere Batterien und die Solarzellen liefern können. Hier treffen wir auf viele Deutsche, die vor dem Rückflug und der Autoabgabe ihre letzten Urlaubstage verbringen. So haben wir viele Gespräche und lernen darüber hinaus noch ein Paar aus Irland kennen, dass uns in Cairns per Zettelbotschaft um ein Treffen gebeten hat. Sie wollen demnächst in Europa reisen und haben viele Fragen an uns. Wir gehen einen Kaffee trinken und verbringen ganze drei Stunden beim intensiven Gespräch miteinander. Reisende haben doch immer wieder einen besonderen Draht zueinander.

Mehr Fotos findest du wie immer in unserer Australien Galerie!

 

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