Vietnam - viel, viel schöner, als erwartet (47)

04.09. – 01.10.2025 ((697. – 724. Reisetag)

Wir landen sehr früh morgens in Ho-Chi-Minh-City und sind etwas zerschlagen. Der Flieger ist sehr alt, es gibt nichts zu essen und der Anschlussflug wurde am Vortag vorverlegt, so dass wir kaum Zeit zum Umsteigen haben. Wir hetzen zum Inlandflughafen und dürfen für das verspätete Einchecken eine Gebühr entrichten. Nach unserem Gefühl wäre das die Aufgabe der Fluggesellschaft gewesen, denn wir hatten ja mit ausreichend Spielraum gebucht. Als wir dann zur Sicherheitskontrolle kommen, wird das erste Mal in unserem Leben das Handgepäck gewogen. Natürlich ist es viel zu schwer. So geht es zurück zum Schalter und wieder wird viel Geld fällig. Da wir das Fotoequipment nicht aufgeben können, bleibt uns keine Wahl. Besonders ärgerlich ist es, dass auf unsere Beschwerden mit selten erlebter Unfreundlichkeit reagiert wird. Hallo Vietnam, wie wird das werden?

In Hanoi empfängt uns unser Guide mit einem Lächeln, einem Auto und unseren Simkarten. Wir fahren in ein umwerfendes Hotel, das im Kolonialstil erbaut ist, und haben ein sehr schönes Zimmer. Die beiden Männer organisieren mir eine vietnamesische Pho. Diese Suppe ist sehr bekannt und es gibt sie in verschiedenen Varianten. Ich habe seit meinem Sturz nur sehr wenig gegessen und genieße sie aus vollem Herzen. Endlich habe ich wieder Appetit und mir wird nur noch schlecht, wenn ich den Fotorucksack aufsetze.

Uwe lernt unseren Guide bei einem Essen im Restaurant kennen und ich erhole mich etwas. Am nächsten Morgen erkunden wir schon vor Sonnenaufgang die Stadt und sind begeistert von den vielen Vietnamesen, die um diese Zeit um den Ho Hoan Kiem See herum joggen oder radeln, in Gruppen tanzen oder allein Gymnastik machen. Die Stimmung ist entspannt und überall schallt Musik. Wir schlendern durch die Stadt, genießen Starbucks und viele kleine Läden, in denen es so unvorstellbar viele Dinge zu sehen und zu kaufen gibt.

 

Am nächsten Tag machen eine Tour zur Halong Bucht, die uns gut gefällt. Auf einem großen Luxusdampfer fahren wir durch die typischen Berge und genießen das gute Essen, das bequeme und großzügig ausgestatte Zimmer und nehmen an den kleinen Ausflügen teil, die uns angeboten werden. Landschaftlich ist es sehr schön, auch wenn man abends all die anderen Ausflugsdampfer in der Bucht liegen sieht. Sanft beleuchtet sehen sie im Mondschein wunderschön aus.

Nach zwei Tagen holt uns unser Guide ab und die Scoutingtour beginnt. Wir besuchen zuerst Fotolocations in und um Hanoi. So fotografieren wir z.B. eine Frau, die Blumen verkauft. Sie hat ein Fahrrad, auf dessen Gepäckträger sie ihre Ware drapiert hat und trägt typische vietnamesische Alltagskleidung, wie man sie häufig sieht. Die Umgebung ist gut ausgewählt und wir verbringen jeweils zwei Stunden mit dem Motiv, um unterschiedliche Lichtsituationen zu nutzen.

Unser Guide hat für jeden Tag mindestens zwei bis vier Fotolocations, die uns alle beeindrucken. Entweder ist das Licht umwerfend oder die Menschen, bzw. das, was sie tun. Wir sind immer wieder überrascht, wie abwechslungsreich seine Ideen an den Orten sind. Selbst wenn wir das Gefühl haben, alles ausprobiert zu haben, kommt er noch mit einer weiteren Möglichkeit, andere Fotos zu bekommen als vorher. So macht es großen Spaß, ihm zu folgen und das frühe, morgendliche Aufstehen, das manchmal schon um halb vier Uhr beginnt, in Kauf zu nehmen.

 

Nach zwei Tagen reisen in die Gegend nordwestlich der Stadt, um Tee- und Reisterrassen zu erleben. Neben der wunderschönen Kulturlandschaft können wir etliche Pflückerinnen fotografieren, die uns die Arbeit in den Feldern näherbringen. Wir fliegen mit der Drohne und arbeiten mit den Fotoapparaten.

 

An einige Stellen kommen wir nur mit Motorrädern, weil die Straßen für Autos nicht befahrbar sind. Die Fahrer sind sehr routiniert und sicher, und fahren häufig sehr langsam. Aber die Maschinen kommen zuverlässig die Berge hoch und auch wieder runter. Wenn es zu steil oder zu matschig wird, heißt es manchmal auch absteigen und zu Fuß weitergehen. Aber das sind Situationen, in denen ich das auch gern mache, denn selbst wenn man sehr langsam umfällt, ist es bestimmt recht unangenehm. Allein ein Fuß im Matsch sorgt schon für eine längere Waschsession, die aufgrund der Wärme nicht allzu schlimm ist, aber einfach nervt.

Viele Vietnamesen lieben es, in ihrer Freizeit zu den Reisfeldern zu kommen, sich traditionelle Kleidung zu leihen oder selbst schöne Gewänder mitzubringen. Sie stellen sich dann in die Felder und fotografieren sich gegenseitig. Für die Reisbauern ist das ein guter Nebenverdienst, der es ihnen ermöglicht, die Farmarbeit weiterzumachen, denn mit einer Ernte im Jahr wird man nicht so leicht reich.

 

Die meisten Unterkünfte, in denen wir in Vietnam wohnen, sind erstklassig. Manchmal ist der Standard etwas geringer und nicht jeder kulinarische Wunsch ist erfüllbar. Wir sind aber überall satt geworden und haben Zimmer mit eigenem Bad gehabt. Meistens ist das Essen vielfältig und schmeckt uns sehr gut. Wir mögen die vietnamesische Küche sehr. Sie ist abwechslungsreich, gut gewürzt und dabei nicht zu scharf, und enthält häufig neben Fisch oder Fleisch auch viel Gemüse. Die Suppen munden uns besonders gut.

Über Hanoi geht es dann weiter in den Nordosten zum größten Wasserfalls Vietnams. Er liegt an der vietnamesisch-chinesischen Grenze und ist sehr eindrucksvoll. In der Umgebung gibt es eine atemberaubende, bergige Landschaft, die wir kennen lernen und fotografieren. Die morgendlichen Nebel geben dem Ganzen häufig einen mystischen Anstrich und auch hier sind wir wieder sehr fasziniert vom Fischer, der sein Netz wirft oder den Bergen, die im Sonnenauf- und -untergang einfach grandios aussehen.

 

Eine besondere Unterkunft haben wir dabei zufällig entdeckt. An einem leicht nebligen Morgen mit umwerfendem Licht gehen wir nach dem Fotografieren dorthin zum Frühstücken. Das Homestay liegt mitten im Nirgendwo, hat einen Blick in die verträumte, bergige Landschaft und es wird neben leckerem vietnamesischem Kaffee auch ein Cappuccino serviert. Das kleine Hotel wird von relativ jungen Leuten geführt, die selbst viel gereist sind und jetzt in dieser abgelegenen Gegend dieses Homestay eröffnet haben. Alles ist neu und mit viel Einsatz und Arbeit gebaut. Man muss bedenken, dass man hier nur zu Fuß oder mit dem Motorrad hinkommt. Es gibt Zelte, in denen man übernachten kann und 6 Räume, die für jeweils zwei Personen ausgestattet sind. Auch wenn es sicherlich an manchem Komfort fehlt, ist es fast surreal an dieser abgelegenen Stelle der Welt auf so ein Kleinod zu stoßen. Uwe hat sofort entschieden, mit seinen Kunden dort eine Nacht zu verbringen.

 

Anschließend fliegen wir von Hanoi nach Hue, der ehemaligen Kaiserstadt Vietnams. In einer Werkstatt für die Herstellung von bunten Papierblumen bekommen wir eindrucksvolle Bilder. Darüber hinaus beobachten wir Fischer, die auf dem Fluss mit traditionellen Netzen hantieren. Im Sonnenuntergang fahren zwei junge Frauen in traditionellem, weißem Ao Dai (eine lockere Hose mit darüber getragenem, langem Oberteil, meist aus Seide) auf dem Fluss und setzen brennende Kerzen auf das Wasser, was bei diesem Licht einfach nur wunderschön aussieht. Diese Tradition ist eine spirituelle Zeremonie, um für die Ahnen zu beten, Glück zu wünschen und Sorgen loszulassen. Sie wird häufig an Festen oder am 14. Tag des Mondkalenders durchgeführt

Bei fast allen Aufnahmen, die wir von Menschen machen, werden die Personen bezahlt. Das hat den Vorteil, dass sie zu Zeiten da sind, an denen das Licht gut ist, und dass sie an den Fotos mitarbeiten. So steht eine junge Frau, ebenfalls mit einem Ao Dai bekleidet, für uns am nächsten Morgen Modell mit der kaiserlichen Zitadelle als Kulisse.

 

Abend ist die Hauptflaniermeile unendlich voll mit Menschen. Aber wie überall in Vietnam geht es friedlich zu. Niemand drängelt oder schubst, sondern man weicht sich gegenseitig aus und lässt den anderen durch. Der Fluss ist über und über mit Booten, die mit vielen Lampions geschmückt sind, bedeckt. Jede Familie möchte so eine Fahrt machen, viele Kerzen schwimmen in gefalteten Behältern auf dem Wasser. Die Stimmung ist wunderschön.

Die vielen Schneidereien im Ort sind bekannt und wir lassen für Uwe ein Hemd schneidern, das am nächsten Tag fertig sein soll. Wir sind gespannt. Dazu kommen dann noch zwei Kleider für mich, davon eines, das vom Schnitt her an das traditionelle Ao Dai angelehnt ist, und für Uwe eine Hose. Es ist schon etwas Besonderes, wenn einem die Sachen auf den Leib geschneidert werden, aber wie wir sie im Rockhopper verstauen sollen, ist uns ein Rätsel.

In der Umgebung gibt es wieder viel zu sehen. Wir beobachten einen Fischer, der sein klassisches Netz im Sonnenaufgang auf dem Fluss aus dem Wasser zieht und die vielen kleinen Fische darin sichert. Zusätzlich besuchen wir eine Werkstatt, in der kaputte Netze repariert werden. Auch der morgendliche Fischmarkt an der Küste, auf dem viele Menschen eifrig ihrer Arbeit nachgehen, bietet unendlich viele Motive.

 

Weiter geht es in Richtung Hoh Chi Minh City. Immer wieder haben wir tolle Shootings mit völlig unterschiedlichen Motiven. So haben wir die Möglichkeit in einer kleinen Manufaktur zuzuschauen, wie runden, aus Bambus erstellten Boote, hergestellt werden, können der Herstellung von Bastteppichen beiwohnen oder das Toben und Spielen einer Gruppe von Jungen auf den Sanddünen fotografieren.

 

Besonders beeindruckt hat uns ein Nachmittag in einer Reisnudelfabrik. Hier werden mit wenigen Mitarbeitern aus einem Reisteig Nudeln hergestellt. Der Prozess ist genau aufeinander abgestimmt und jeder hat seine festen Aufgaben. Das besonders Anstrengende dabei ist, dass der Teig zweimal erhitzt werden muss. Dazwischen wird der Teig durch eine Presse gejagt und kommt in Nudelform wieder raus. Es ist sehr viel Handarbeit nötig, die auch mit dem heißen Teig erledigt werden muss. Die beiden Männer, die dort arbeiten, sind gertenschlank und muskulös. Die Erschöpfung sieht man ihnen aber trotzdem an.

 

So reihen sich die Aufnahmen der unterschiedlichen Situationen aneinander und wir kommen mit dem Bearbeiten nicht hinterher. Es macht so viel Spaß, dass die Anstrengung in den Hintergrund tritt. Inzwischen wachen wir auch ohne Wecker gegen halb vier Uhr morgens auf und fallen abends entsprechend früh um.

Wir fahren weiter in Richtung Saigon (heute Hoh-Chi-Minh-City), erleben dabei, wie die berühmten Lilien im Fluss gepflückt werden. Mit der Drohne gelingen uns dort fantastische Bilder aus der Luft, da die Frauen extra für uns besondere Formationen stellen und geduldig warten, bis wir mit den Fotos fertig sind.

 

Der Besuch eines buddhistischen Tempels wird durch zwei Waisenjungen, die dort leben, für uns interessant. Die zwei sind ein wenig unwillig, bekommen nur langsam Spaß daran, fotografiert zu werden. So ist es wichtig, mit ihnen in direkten Kontakt mit zu kommen. Das ist natürlich auch das Nette und Spannende daran. Zum Schluss haben die beiden viel Spaß gehabt.

Ein besonderes Erlebnis zum Abschluss ist der Besuch eines Marktes, auf dem neben sehr viel Gemüse auch Fische und u.a. auch Frösche verkauft werden. Das ist schon eine spezielle Herausforderung für uns. Die gerade geköpften Tiere bewegen sich noch und einige springen sogar aus der Schüssel, in der sie aufbewahrt werden. Ich muss dreimal trocken schlucken, um ihren Anblick auszuhalten. Andere Länder, andere Sitten, kann man da nur sagen.

 

In Saigon angekommen, können wir sogar mit Sondererlaubnis früh morgens über der Stadt mit der Drohne fliegen. Wir haben einen grandiosen Sonnenaufgang und sind wirklich dankbar für die Gelegenheit, dort fliegen zu dürfen.

 

Vietnam hat uns total beeindruckt. Die vielen Concept Shootings haben uns sehr gut gefallen und eine Vielfalt geboten, mit der wir nicht gerechnet hatten. Aber auch die Landschaftsfotografie hat viel Spaß gemacht.

Uwes Entschluss eine Fotoreise nach Vietnam anzubieten ist gefasst. Da er gleich loslegen will, wird es die erste im September 2026 geben. Hoffentlich finden sich genug Interessierte, die Lust auf diese wunderschöne Tour haben.

 

Zurück zur Newsübersicht

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 4 und 6?