Torres del Paine - a magic place

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132. - 142. Reisetag (24.11. - 04.12.2015)

Auf geht es in den Torres del Paine Nationalpark in Chile. Wir entschließen uns, eine Schotterstraße in Richtung Chile zu nehmen. Der Grenzübertritt klappt reibungslos. Ein besonderes Highlight bei der Einreise nach Chile ist die Lebensmittelkontrolle. Es ist verboten Fleisch, Obst und Gemüse einzuführen. Obwohl wir von anderen Reisenden gehört haben, dass diese ab und zu mit Hilfe eines Hundes durch geführt wird, findet sie bei uns aber nur mit Grenzbeamten ohne Hund statt. Einer steigt ein und guckt in die Schränke. Mein Müsli lässt ihn nachdenken, aber er kommt offenbar zu dem Schluss, dass es harmlos ist. Die Früchte im Zwischenboden findet er nicht. Wenn wir den Sinn dieser Maßnahme besser verstehen würde, fiele es uns vielleicht auch leichter, uns an die Regeln zu halten. Uns ist nur leider nicht klar, was an einem Apfel, einer Banane und 2 Apfelsinen gefährlich sein soll, die bereits im äußersten Süden Argentiniens gekauft worden sind und welche schon dreimal von den Argentiniern auf Fruchtfliegen kontrolliert worden sind. Bürokratie wird hier in Perfektion gepflegt.

In Puerto Natales kommen wir am späten Nachmittag an. Dort versuchen wir gleich eine Simkarte fürs Internet zu kaufen. Entel soll der beste Anbieter sein. Schnell werden wir fündig. Uwes Ipad zeigt die Karte jedoch nicht an, mein Iphone schon. Man kann mit der Karte telefonieren und surfen. 100 mb sind inclusive. Wir laden die Karte in der Apotheke! nebenan gleich noch auf und sind zuversichtlich, dass alles klappen wird. 

Der Großeinkauf für die nächsten Tage ist einigermaßen schnell gemacht. Der Supermarkt hat fast alles, nur die Fleischbar ist ziemlich leer geräumt. Ein neues Problem stellt das Wasser nachfüllen dar. An zwei Tankstellen bekommen wir nichts. Erst an der dritten gelingt es Uwe einen Tankwart dazu zu bewegen, uns wirklich zu helfen. Die Tankwarte in Chile sind sehr beschäftigt. Der Schlauch der Tankstelle ist so oft geflickt, dass kaum noch Wasser am Ende rauskommt. So muss unser Schlauch ausgepackt werden, damit wir das kostbare Nass einfüllen können. 

Inzwischen hat der Wind stark zugenommen und wir haben keine Lust mehr weiter zu fahren. Eine neue Stadtrundfahrt bringt uns in der Nähe vom Hafen auf einen Parkplatz, wo wir im Windschatten von einigen neuen Lkw die Nacht in Ruhe verbringen. 

Da wir feststellen, dass 100 mb für unseren Internetgebrauch ein Witz sind, nehmen wir die Suche nach einer besseren Lösung noch einmal auf. Das Ergebnis: Wir brauchen einen "chip BAM", den man direkt ins Ipad tun kann und der mit größeren Datenpaketen arbeitet als die Simkarte fürs Telefon. Leider müssen wir dieses Thema auf Punta Arenas verschieben, denn in Puerto Natales gibt es so etwas nicht. 

Der Weg zum Torres del Paine ist jetzt nicht mehr weit. Wir fahren in eine unglaublich schöne Landschaft hinein. Das Bergmassiv hat viele mit Schnee bedeckte Spitzen, die Torres selbst strahlen im schönsten Sonnenschein. Wir fahren zum Lago Azul, an dem es eine Hütte gibt, deren Besitzer Victor einen kostenfreien Campingplatz betreibt. Heiße Duschen und Toiletten sind im Service inbegriffen, nur Feuer machen ist im ganzen Park streng untersagt. Es hat in den letzten Jahren 2 schwere Brände gegeben, so dass überall tote Bäume herumstehen.  An diesem Platz mit Blick über den See direkt auf die Torres bleiben wir 2 Tage lang stehen und können unser Glück kaum fassen. Sonne, leichter Wind und Wärme! Das Panorama, vor dem ich meine morgendlichen Yogaübungen mache, ist wieder einmal einmalig!


Wir genießen das Wetter und die Umgebung und machen eine schöne Wanderung als Einstieg in die Wanderphase. 2 Stunden lang geht es gemächlich auf und ab, lange am Lago Azul entlang, dann ein bisschen ins Land hinein zur Laguna Cebolla. Obwohl ich gut eingelaufene Wanderschuhe trage, merke ich, dass meine Fersen leiden. Ich werde also wieder Blasen bekommen - wie so oft! Nach den 4 Stunden sind wir ganz schön geschafft. Nach 4 Monaten Reise ohne Sportprogramm ist die Kondition ganz schön in die Knie gegangen.

Am nächsten Tag verabschieden wir uns mit einem Trinkgeld von Victor, der dies gern für seine Großzügigkeit annimmt. Er hat gerade für eine exclusive Touristengruppe gekocht und der Tisch ist feierlich gedeckt, er selbst hat sich auch schick gemacht. Alles sehr luxuriös in dieser ansonsten einfach gestalteten Umgebung in grandioser Landschaft.

Auf dem Weg zum Las Torres Hotel halten wir an einem schönen Wasserfall. Dort machen wir ein paar Kopteraufnahmen und werden diesmal nicht gestört.

Vor dem Torreshotel erleben wir dann Tourismus pur. Der große Parkplatz ist voll mit Autos und Bussen. Auch ein Wohnmobil aus Deutschland steht neben uns. Wanderer soweit das Auge blickt. Der Wetterbericht ist für den nächsten Morgen nicht optimal, so dass wir uns entscheiden, erst am folgenden Tag zum Aussichtspunkt der Torres aufzusteigen.

Für diese Tour müssen wir uns richtig vorbereiten, da wir auf dem Berg übernachten wollen. Zelt, Schlafsäcke und Isomatten kommen in Uwes ausgeräumten Fotorucksack, Proviant und Fotoobjektiv in meinen kleinen Wanderrucksack. Mit Wasserflaschen und Regensachen tragen wir ungefähr 27 kg auf den Berg. Dabei ist die Gewichtsverteilung total ungerecht. Uwe trägt 19 kg und ich den kümmerlichen Rest.

Der erste Anstieg erscheint uns sehr lang und steil. Kontinuierlich traben wir nach oben und sind sogar schneller als die angegebene Zeit von 1,5 Stunden. Die am Fluss liegende Chilenohütte ist recht einladend. Die Preise vertreiben allerdings die gute Laune. Noch eine Stunde und wir erreichen den Zeltplatz, auf dem bestimmt schon 50 junge Leute campieren. Uwe geht mit unseren Nachbarn aus Dresden schon einmal zum Aussichtspunkt hoch, damit er auskundschaften kann, wo er am nächsten Morgen fotografieren will. Nach 1 1/2 Stunden ist er schon wieder da und wir verbringen die Nacht in unserem tollen Hillebergzelt auf gewelltem Waldboden. Um 4:15 weckt uns das Handy und wir marschieren los. Da der Aufstieg sehr steil ist, läuft Uwe vor, damit er auf keinen Fall das Licht verpasst, während ich in meinem Tempo den Berg hinaufsteige. Mit uns gehen bestimmt 40 junge Leute, meist aus Europa, die sich das Schauspiel dort oben anschauen wollen. Gerade als ich oben ankomme fällt knallrotes Licht von den angestrahlten Wolken auf die Felswände. Es sieht umwerfend schön aus. Die Torres, der darunter liegende Gletscher, die Felswand, an der das Wasser in Streifen runter läuft, der See und das Geröllfeld und dann dieses warme, infernalisch wirkende Licht!


Nachmittags fahren wir ein wenig weiter die Straße entlang, um die Umgebung zu erforschen. Ein schönes Hotel liegt auf einer kleinen Insel direkt am See, die durch eine Hängebrücke mit dem Land verbunden ist. Viele knallgelb blühende Ginstersträuche umgeben die Gebäude des Hotels, hinter dem es einen kleinen Hügel hochgeht. Auf der anderen Seite geht es zum Seeufer steil runter und man hat einen traumhaften Blick auf die am anderen Seeufer liegenden, teilweise mit Schnee und Eis bedeckten Berggipfel. Ein Anblick wie im Bilderbuch!

Anschließend besichtigen wir noch den Campingplatz Pehoé und lernen dort Monika und Volker mit ihrem Landrover aus Braunschweig kennen. Aus einem kurzen Plausch wird ein ganzer Nachmittag, mit zwei weiteren Treffen im Park und in Punta Arenas. Wir verstehen uns richtig gut und haben uns unendlich viel zu erzählen. Schade, dass sich unsere Wege frühestens im nächsten Jahr in Deutschland wieder kreuzen werden.

Uwe geht jeden Morgen zwischen 4 und 5 Uhr los zum Fotografieren, während ich meine Füße schone. Wir erleben Sturm und Regen, aber auch Windstille und Sonnenschein. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes im Nationalpark ist das Wetter so sommerlich, dass wir für 82€ pro Person eine Schifffahrt zum Greygletscher machen. Das Boot ist voll und die Fahrt dauert gut 3 Stunden. Ein Pisco Sour wird gereicht. Der Gletscher, an den Uwe sich noch gut von seiner letzten Reise her erinnert, ist eindrucksvoll aber der Moreno übertrifft ihn in unseren Augen.

Der Nationalpark ist wirklich eine Reise wert. Die Wanderungen, die man dort machen kann, sind einmalig, und die Landschaft ist einfach überwältigend.

Die Fahrt nach Punta Arenas verläuft zügig. Als erstes schauen wir, ob wir unser Auto während der 4 Wochen, in denen wir auf den Falklandinseln sind, dort abstellen können. Das erscheint uns schwierig. Uwe fragt einen Taxifahrer, der uns einen Platz in einem Taxihof anbietet, der eingezäunt ist und überwacht wird. Ich finde das toll, aber Uwe ist skeptisch. Wir verabreden uns zur Besichtigung und fahren erst einmal weiter. Da nach 4 ½ Monaten unser Gastank nahezu komplett leer ist, brauchen wir dringend Gas (wir kochen mit Gas). Die erste Stelle, an der die IOverlanderapp eine Gastankmöglichkeit angibt, führt zum Erfolg. Wow! So schnell und so erfolgreich! Uwe fragt den Chef der Tankstelle, ob er eine sichere Möglichkeit zum Abstellen unseres Autos kennen würde. Er telefoniert mit einem Freund, der spricht mit seinem Partner und schon haben wir eine zweite Möglichkeit, unser Auto unterzustellen. Wir fahren dorthin und sehen einen Platz ca. 10 Fahrminuten vom Flughafen entfernt, der eingezäunt und Video überwacht ist. Dort können wir für die gesamte Zeit unser Auto parken und werden sogar noch zum Flughafen gefahren und am 2. Januar wieder abgeholt. Der Chef der Firma handelt mit Lkw und hat viele Geschäftskontakte nach Deutschland. Gute Freunde hat er in Geesthacht. Dies Städtchen liegt ca. 20 km von Bergedorf, wo wir wohnen, entfernt, und ist bestimmt sogar in Deutschland den meisten unbekannt. SO klein ist manchmal die Welt....

Abends gehen wir mit Monika und Volker essen und anschließend richtig guten Pisco Sour trinken. Ich möchte jetzt doch wissen, wie das chilenische Nationalgetränk schmeckt, wenn es gut gemacht wird. In der Skybar des Casinos von Punta Arenas bekommen wir ihn serviert und ich mag ihn sehr. Nur der 2. steigt doch etwas stark zu Kopfe, so dass der Abend zwar sehr gemütlich und lustig wird, der Morgen danach allerdings ein wenig mulmig. Einen richtigen Kater hat aber keiner von uns.

Nun verbringen wir wieder viel Zeit damit einzukaufen, einen Internetstick zu organisieren, einen Friseur zu besuchen, Wäsche für viel Geld waschen zu lassen, uns von unseren Freunden und Verwandten per Skype für die Falklands zu verabschieden und diesen Bericht zu schreiben und hoch zu laden. Morgen werden wir packen und unser Auto putzen, damit wir in 4 Wochen gern in unser Heim zurück kommen.

Internet werden wir wohl in den nächsten 4 Wochen nicht haben. Von daher wird es den nächsten Blogeintrag erst Anfang Dezember geben. Während ihr unter dem Tannenbaum sitzt, das Feuer im Kamin lodert und viele Leckereien auf dem Tisch stehen, werden wir die nächsten 4 Wochen bei 3 bis hoffentlich 14 Grad (momentan sind die Höchsttemperaturen auf den Falklands eher niedriger) bei viel Wind und hoffentlich wenig Regen zwischen den Pinguinen liegen. Wir wünschen allen eifrigen Bloglesern schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

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Kommentare

Kommentar von Sinn |

Lebensmittelkontrolle
es geht in der Tat um die Fruchtfliege. Chile hat sich einen Exportmarkt in die USA aufgebaut, den sie schützen wollen. Die Amis akzeptieren auch keine Äpfel bei der Einreise, auch wenn Deutsche kontrolliert haben.
Und eine Kontrolle in Argentinien, ich muss lachen.
Mein Tip, wenn ihr je einen Ölwechsel machen lasst, kontrolliert vor dem Ablassen, ob die Fachwerkstatt auch tatsächlich ausreichend und das richtige Öl hat. Soviel zur Kontrolle.

Grüssle
Gerd

Kommentar von Götz Brühann |

Hai ,
auch wenn für Euch ja quasi die ganze Zeit Weihnachten und Sylvester zusammen ist bei so einer Reise,dennoch schöne Feiertage bzw. Erlebnisse auf den Falklands.Mir paßt es ganz gut ,dass Ihr erst mal kein Internet habt,so bleibt mir etwas mehr Zeit meinen Reisebericht von Alaska/Haines und New Mexico/Bosque del Apache zu erstellen und zuzusenden,bevor ich dann im Januar wieder für knapp 3 Wochen den KNP in SA unsicher mache.
Kann es sein,dass die Rechenaufgaben für die mails auch immer schwerer werden ? ;-)

Kommentar von Gerhard Hoblik |

Frohe Weihnachten bei Wind und Kälte auf den "Malvinas"...Traurig zu erfahren wie der Paine überlaufen ist.Ich hatte das Glück ihn noch ganz einsam zu durchwandern aber dafür zu hungern, es gab nichts zu essen ausser einem halben Schaf am Flussufer gebraten. Andere Zeiten...

Kommentar von Gerhard Hoblik |

Frohe Weihnachten bei Wind und Kälte auf den "Malvinas"...Traurig zu erfahren wie der Paine überlaufen ist.Ich hatte das Glück ihn noch ganz einsam zu durchwandern aber dafür zu hungern, es gab nichts zu essen ausser einem halben Schaf am Flussufer gebraten. Andere Zeiten...

Kommentar von Rebmann |

Moin Ihr Zwei,
wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest und einen erfolgreichen Rutsch ins neue Jahr!!!
Gruß Micha & Britta

Kommentar von Marko und Susi |

Viele herzliche Grüsse von den "Nachbarn aus Dresden" und nochmal vielen Dank für den luxuriösen Latte Macchiato :-). Wir sind schon wieder in Deutschland, aber wir werden eure Reisefortschritte sehr interessiert weiter verfolgen. Alles Gute und vielleicht bis irgendwann! Marko und Susi

Kommentar von Kerscho |

Hallo ihr beiden, klasse Berichte und tolle Bilder. Freuen uns auf den Falkland Bericht. Viel Spaß, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Kerscho

Kommentar von Birgit und Franjo |

Hallo Ihr Zwei.
Mit Begeisterung verfolgen wir Eure Berichte, da wir selber im August kommenden Jahres eine ähnliche Tour geplant haben. Eure Tipps sind uns eine wertvolle Hilfe. Wir haben dann allerdings unseren Hund dabei und hoffen nur, dass dadurch keine allzu großen Schwierigkeiten auftreten.
Wir sind schon gespannt auf Euren Bericht und die Fotos von den Falklands.
Viele Grüße und fröhliche Weihnachten von Franjo und Birgit

Kommentar von Jürgen und Kerstin |

Supertolle Bilder!!! Wir wünschen Euch einen guten Flug, wenig Wind, null Regen und viele süße kleine Pinguin-Babys.
Sind jetzt schon gespannt auf Euren Bericht und die Fotos.
"Fröhliche Weihnachten" bei den Frackträgern wünschen Euch Jürgen und Kerstin

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