Tasmanien Teil I – schöner als erwartet (38)

25.11. – 21.12.2024 (488. - 515. Reisetag)

Die Fährfahrt auf der Spirit of Tasmania verläuft absolut ruhig und alles funktioniert wie am Schnürchen. Unsere Kabine hat 2 Einzelbetten, was für uns total ungewohnt ist. Sonst schlafen wir auf 1,35m und sind viel Nähe gewohnt. Obwohl die Überfahrt keinen Anlass zur Sorge bietet, schlafe ich unruhig.

Der Anblick von Devenport, wo wir anlegen, erinnert uns etwas an Island. Die Häuser sind relativ klein und schon etwas älter. Sie haben fast alle einen Garten und es blüht an vielen Stellen. Alles ist sauber und gepflegt. Der Ort hatte vor 3 Jahren ca. 26.000 Einwohner und hat einen sehr geschäftigen Hafen, über den mindestens die Hälfte aller Warenaustausche der Insel laufen.  Rund um Devenport wird viel Gemüse angebaut.

Zuerst geht es nach Westen in die Ivecowerkstatt, die uns den neuen Tankgeber einbauen soll, der ja beim letzten Aufenthalt bei Iveco kaputt gegangen ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit können wir die Werkstatt dann endlich verlassen und hoffen sehr, dass wir den netten Menschen hier nur noch privat begegnen.

Weiter geht es an die Westküste. Wir sind immer erstaunt, wie schnell wir unsere Ziele erreichen. Nachdem wir auf dem Festland von einem Highlight zum nächsten oft 500, 1000 oder mehr Kilometer fahren mussten, liegen die Punkte hier dicht beieinander. Das bringt uns viel Zeit ein, die wir mit anderen Dingen verbringen können. Wir finden eine Bucht, die links und rechts von Felsen umgeben ist. Wir klettern wir darauf herum und Bemerken eine interessante Struktur. Die nach oben stehenden Steine sind anthrazitfarben und stehen teilweise fast senkrecht nach oben. Dabei wirken sie gleichzeitig zerbrechlich und sind es auch. Wenn man auf zartere von ihnen tritt, brechen sie ab. Am Abend sucht Uwe eine besondere Stelle, die von der Flut umspült wird und macht ein atemberaubendes Foto nach Sonnenuntergang mit dunklen Wolken und dem Restlicht. Wir haben hier die längsten Tage des Jahres, so dass er erst nach 21 Uhr, mit einer Stirnlampe bestückt, von seiner abendlichen Fototour zurückkommt.

Am nächsten Tag machen wir einen längeren Spaziergang in die nächste Bucht. Auf dem Rückweg kommen uns zwei Männer mit Quads entgegen geknattert. Wir werden auf eine Spritztour eingeladen. Dabei ist das Spritzen wörtlich gemeint. Da ich ein schönes T-Shirt anhabe, verzichte ich und lasse Uwe den Spaß. Er kommt völlig begeistert von der Fahrt zurück.

Jetzt geht es nach Deloraine, einem kleinen Städtchen südlich von Devenport, das mit einem Tasting Trail wirbt. Wir probieren einiges davon aus. Schon auf dem Hinweg reizt es uns, eine Himbeerfarm mit einem Restaurant zu besuchen. Dort sitzen viele Touristen und frühstücken. Da wir satt sind, kaufen wir sehr fein schmeckende Himbeer- und Brombeermarmelade ein. Nebenan gibt es himmlisches Eis, Mango-Zitrone - kaum zu toppen -, das wir uns schmecken lassen.  Anschließend machen wir eine Trüffelverkostung.  Wir wussten beide nicht, dass es neben Trüffelöl auch noch Trüffelhonig, Trüffel Balsamico und Trüffelsenf gibt. Wir kaufen ein Minifläschchen kostbaren Trüffelöls und verfeinern damit unser Pilz-Spargel-Risotto. Gut investiertes Geld, kann ich dazu nur sagen.

Unser nächstes Ziel ist der Narawntapu NP, der sogar Plätze mit Elektrizität anbietet. Schon beim Reinfahren sieht man viele Kängurus, die auf den weiten Wiesen sitzen und grasen. Ein großer See ist über und über mit Vögeln besetzt. Hier bekommen wir bestimmt schöne Fotos. Direkt nach dem Aussteigen zeigen uns zwei andere Fotografen den wunderschönen kleinen Fairywren (Prachtstaffelschwanz). Sie fliegen hier an mehreren Stellen herum und wir bekommen im Laufe der Zeit tatsächlich einige schöne Fotos des kleinen Gesellen hin. Wie so oft, ist es nicht immer von Vorteil viele Tiere vor der Kamera zu haben. Die Kängurus hier sind zutraulich und springen nur weg, wenn sie wirklich die Nase voll haben. So ist es nicht einfach, nur ein oder zwei Tiere zu fotografieren, um ruhig wirkende Fotos zu erhalten.

Das Wetter wird schlechter und als wir ins Bett gehen, regnet es bereits. Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster gucken, hat sich der Boden des Campgrounds in einen flachen See verwandelt. Uwe schnappt sich seine Flip-Flops und erforscht die Lage. Ich habe zum Glück Badeschuhe, die es erleichtern über den nassen Boden zu gehen. Das Wasser ist ungefähr knietief und hat Strömung. Unser Rockhopper thront entspannt über allem, während ein PKW und zwei Wohnmobile ohne Vierradantrieb mit den Wassermassen kämpfen. Zwei von ihnen kommen grad noch aufs Trockene, ein großer Bus springt nicht an, da der Luftfilter voll Wasser gelaufen ist. Der Ranger zieht ihn mit einer Winsch raus, den Rest erledigt Uwe mit einem Abschleppseil. Zum Glück springt der Motor danach wieder an.

Wir bleiben noch eine weitere Nacht und besuchen die Kängurus auf der feuchten Wiese. Viele Versuche bringen dann doch andere Ergebnisse, als wenn man bei einem kurzen Besuch nur Zufallstreffer landen kann.

Unser nächstes Ziel ist der Cradle Mountain NP. Auf dem Weg dorthin nehmen wir neben einem Eis in Deloraine noch den Devil Gullet Lookout mit. Es regnet in Strömen und wir warten auf eine trockene Situation. Zufällig kommt ein deutsches Pärchen aus Winsen vorbei und nachdem wir gemeinsam im Auto einen Kaffee getrunken haben, nehmen wir den Weg dorthin in Angriff. Der Ausblick ist schön, haut uns aber nicht so um. Wir sind ganz schön verwöhnt.

Im Cradle Mountain NP müssen auf wir auf den großen Campingplatz gehen. Um den Tasmanischen Teufel zu sehen, besuchen wir in einen kleinen Zoo, der die Tiere hält und zusätzlich noch Fleckschwanzbeutelmarder (Spottet Quolls). Wie immer in solchen Zoos ist es schwierig, die Tiere gut zu fotografieren. Es gibt Zäune und Mauern, Rindenmulch und die Schuhe der Ranger. Die Quolls sind sogar hinter Glasscheiben. Eine kleine Herausforderung, aber immer noch besser, als die scheuen Tiere gar nicht zu sehen.

Um in den Nationalpark Cradle Mountain NP hineinzukommen, gibt es tagsüber einen Shuttlebus. Da der Sonnenuntergang erst gegen 20:30 Uhr ist, können wir selbst raus fahren. Leider spielen die Wolken nicht so mit, wie wir es uns vorstellen. Da Uwe grade eine Schwächperiode hat, beschränken wir unsere Aktivitäten ein wenig, in der Hoffnung, dass er schnell wieder zu Kräften kommt. Er hat unspezifische Symptome, füllt sich aber schlapp und antriebslos.

Die Idee evtl. eine Fotoreise nach Tasmanien anzubieten, nimmt immer mehr Raum in Uwes Kopf ein. Erfahrungsgemäß führt dies dazu, dass wir die Spots sehr viel sorgfältiger erforschen und auch nicht so leicht etwas auslassen. Ich bin gespannt, wie es sich diesmal entwickelt. Über die Liffey Falls fahren wir auf das Central Plateau hoch. Die Liffey Falls liegen in einem unfassbar schönen Regenwald mit riesigen Farnen und anderen tiefgrünen Bäumen und Pflanzen. Ein viertelstündiger Weg führt zu den Falls, die schwierig zu fotografieren sind, da man nicht so gut an sie herankommt. Wir sind nicht darauf eingestellt durch den Fluss zu waten, so dass wir evtl. noch einmal dorthin fahren.

Auf dem Central Plateau besichtigen wir als erstes eine Lodge, die von einer anfangs sehr skeptischen aber bald immer sympathischeren Frau geführt wird. Sie kommt so ins Erzählen, dass es uns einerseits begeistert, andererseits überfordert, weil wir uns so viele Hinweise und Tipps gar nicht merken können.

Wir fahren dann die Straße an den Carter Lakes im Nationalpark entlang. Es ist hier sehr feucht und einige Wege sind wegen Überflutung gesperrt. Die Vegetation besteht vorwiegend aus Büschen, zwischen denen fast überall Wallabys zu sehen sind, die sich kaum um die Autos und Besucher kümmern. Sie halten Abstand, laufen aber nicht panisch weg. Die Weite hier ist beeindruckend, die Temperatur entsprechend der Höhe bei ca. 9°C. Der Wind bläst uns so um die Ohren, dass ich meine Wollmütze raussuche und mich wieder an Island erinnert fühle. Als es dann auch noch anfängt zu schütten, genießen wir unser warmes Zuhause. Abends können wir die Wallabys in aller Ruhe in schöner Umgebung fotografieren. Von den Wombats sehen wir nur große Höhleneingänge, die sie wohl mit viel Ausdauer graben. Die Tiere selbst zeigen sich uns leider nicht.

Während dieser Zeit arbeite ich intensiv an einem Fotobuch für unsere Kinder und Verwandten. Sie sind alle beruflich und familiär schwer beschäftigt, so dass sie kaum Zeit finden, in den Blog zu gucken. Ich habe mir überlegt, ein Buch so zu gestalten, dass sie Eindrücke von unserem Leben hier im Rockhopper mit all seinen schönen Seiten und typischen Alltagssituationen erhalten. So suche ich nach anderen Kriterien die Fotos aus als für den Blog. Einige unserer schönsten Shots mit der Kamera sind natürlich auch drin.

Nach 2 Nächten in der absoluten Einsamkeit geht es weiter nach Georgetown, einem kleinen Ort nahe der Nordküste. Dort essen wir Fish und Chips, die uns überall empfohlen wurden. Wir nehmen das teuerste Angebot und sind völlig geflasht. So lecker hatten wir dieses Gericht noch nie. Uwe lässt sich sogar zu einer zweiten Portion hinreißen, wählt die etwas preiswertere Variante und ist enttäuscht. Da wäre es wohl besser gewesen, die Reihenfolge umgekehrt gewählt zu haben.

Das Lighthouse am Eddystone Point liegt einfach idyllisch an der Ostküste im Norden. Wir verbringen hier mehrere Nächte in der Gegend und Uwe gelingt es bei beeindruckendem Licht am Morgen und am Abend schöne Fotos von den Felsen am Meer, die von besonderen Algen rot gefärbt sind, zu machen.

Auf dem Weg zur Bay of Fire besichtigen wir zwei Unterkünfte, die für eine Übernachtung bei einer Fotoreise nach Tasmanien in Frage kommen könnten. Das eine Haus ist zwar sehr schön, aber leider zu klein, während das andere uns sehr anspricht, schöne Zimmer und einen tollen Ausblick bietet. Es liegt nah an den Fotolocations, so dass keine weiten Wege entstehen.

Hier gibt es ebenfalls die roten Felsen, die mit unterschiedlichen Umgebungen auch verschiedene Fotos hergeben. Wir erkunden und fotografieren die verschiedenen Stellen, was manchmal auch mit Kletterei über nasse Felsen verbunden ist. Meist haben wir Glück mit dem Wetter. Die niedrigeren Temperaturen hier auf der Insel tun uns gut. Wir sind aktiver und motivierter uns zu bewegen, als wenn es so heiß ist. Da die Tage jetzt am längsten sind, heißt es dafür gegen 5:00 Uhr den Sonnenaufgang und gegen 20:30 Uhr den Sonnenuntergang zu erwischen. Das ist schon eine Umstellung für uns, da wir ja sehr gern früh ins Bett gehen, aber morgens auch gern länger im Bett bleiben, unseren Kaffee trinken und gemütlich Fotos am Rechner bearbeiten.

Als nächstes besuchen wir den Ben Lomond NP, der einen im kalten Regenwald gelegenen Campingplatz anbietet. Der Regen bleibt uns auch treu und wir werden sogar von einem Hagelschauer überrascht, als wir uns grad zu einem Spaziergang aufmachen. Zum Glück schaut uns am nächsten Morgen die Sonne zu, als wir die bekannte Jacobs Ladder hochfahren.  Die Straße geht in steilen Serpentinen den Berg hoch. Ich steige vorher aus, fotografiere den Rockhopper von oben und habe einen tollen Ausblick auf Wälder und Berge dieser Gegend. Hier kann Australien auch mal Berge und nicht nur Strände.

Wir schauen uns noch das Bergdorf an, das mehrere Skilifte anbietet, denn hier befindet sich das einzige Skigebiets Tasmaniens. Da seit einigen Jahren die Temperaturen im Winter für Schneefall häufig zu hoch sind, ist man auf Schneekanonen umgestiegen, um die Skifahrer weiterhin anzuziehen.

Wir machen eine schöne Wanderung durch das Gebiet, das teilweise sehr heruntergekommen aussieht. Aus Gesprächen mit ansässigen Gastwirten erfahren wir, dass es den Plan gibt, das Gebiet fürs ganze Jahr zu öffnen, indem man Wanderwege und Mountainbiketrails anlegt und Werbung dafür macht. Einige Unterkünfte sind schon neu entstanden und an einigen Stellen erkennt man deutlich die Bemühungen, das Gebiet wieder schön, gepflegt und ansprechend zu gestalten.

Im Freycinet NP bleiben wir auch einige Tage. Das Gebiet strahlt mit wunderschönen Buchten, umgeben von Wäldern und Bergen. Wir wandern dort und Uwe besteigt sogar einen Berg, der zwar nur 445m hoch ist, aber zum Teil erklettert werden will. Auch hier sind die Felsen im und am Wasser zum Teil rot von der Alge gefärbt, so dass mit dem Morgen- und Abendlicht schöne Bilder entstehen.

Mehr Bilder findest du in unsere neuen Tasmanien Galerie!

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