Rafting, Wandern und Relaxen

215. - 225. Reisetag (15.02. - 25.02.2016)

Auf dem Weg in Richtung Chile machen wir noch eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf einen hängenden Gletscher, den wir von der Straße aus entdecken. Es geht dabei durch dichten Märchenwald über einen schmalen, häufig matschigen Weg. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass wir trotz moderater Temperaturen und ebener Strecke schnell wie aus dem Wasser gezogen sind. 

Die im Bau befindliche Straße schüttelt unseren Daily noch ein wenig durch. Bald finden wir den bei IOverlander angegebenen Rastplatz am Fluss Futaleufu. Große Freude: Jeannine und Oliver sind schon da und strahlen uns an. Gemeinsam erkunden wir am nächsten Morgen die Raftingbedingungen auf dem Fluss. Er ist als einer der besten Raftingspots der Welt bekannt und natürlich auch recht schwierig. Schnell ist eine Agentur gefunden, die mit 4 Leuten eine Tour machen würde. Ich zucke jedoch zurück. Es soll dort Stellen der Schwierigkeitsstufen 4+ geben. 5 ist das schwierigste! Ich kann zwar paddeln, traue mir aber in Stresssituationen nicht unbedingt zu, die auf spanisch oder englisch gerufenen Anweisungen richtig umzusetzen. So besteht die Gruppe nur aus 3 Leuten und wir warten mehrere Stunden auf einer sonnigen Wiese auf weitere Interessenten. Da diese nicht auftauchen, erlaubt der Chef dann doch eine Tour zu dritt. Ich warte mit dem Fotoapparat darauf, spannende Bilder machen zu können. Es stellt sich dann raus, dass als 4.Person eine junge Chilenin mitgefahren ist, die keine Anweisung richtig umsetzte und wohl noch nie ein Paddel in der Hand gehabt hat. Nun, das hätte ich wahrscheinlich besser gemacht! Uwe schreibt bei Facebook zu dieser Tour: "Einer der 5 genialsten Raftingflüsse weltweit - Rio Futaleufu. Ein Hammererlebnis, purer Spaß!"


Am nächsten Tag fahren wir für drei Nächte in den Nationalpark Los Alerces in Chile. Dort gibt es kostenlose Campingplätze, die landschaftlich sehr schön gelegen sind. Wir genießen die Ruhe und die schönen Aussichten auf Seen und bewaldete Berge. Die südlichen Teile des Parks sind durch mehrere Feuer stark beschädigt, die Wanderungen dort gesperrt. Man vermutet tatsächlich Brandstiftung! Der Baum, der dem Park den Namen gegeben hat, wächst vorrangig in einem Gebiet, dass dem Touristen verwehrt wird. Die Bootstour zu einem dieser uralten Bäume - sie wachsen unendlich langsam und können bis zu 3600 Jahre alt werden - ist uns zu teuer. Wir machen nur einen Spaziergang zu einem 300 Jahre alten Exemplar, das wohl 60cm im Durchmesser breit ist. Die Rinde der Koniferenart weist Längsrisse auf. Wenn es hier kein Schild gäbe, wäre uns der Baum wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Das Holz dieser Baumart hat wunderbare Bearbeitungs- und Stabilitätseigenschaften, so dass sie sehr begehrt und demzufolge fast abgeholzt ist. Inzwischen steht sie unter strengem Schutz und es gibt ein internationales Handelsverbot.

Unsere schweizer Freunde wollen gern eine Wanderung auf den Tronador machen. Zum Einlaufen schlagen sie eine Probewanderung auf den Piltriquitrón (2260m) in der Nähe von El Bosón vor. Nach einer Nacht auf dem schon 1200 m hoch liegenden Parkplatz wandern wir um halb acht Uhr los. Es geht kontinuierlich auf einem gut gehbaren Weg nach oben. Nach dem Refugio überqueren wir einen Pass und weiter geht es bergauf. Das letzte Stück wird recht steil und vor allem besteht der Untergrund aus losem, feinem Schotter. Zudem hat sich der Himmel vollständig zugezogen und wir befinden uns in einer Wolke. Nur ganz kurz zieht sie weg, so dass wir einen kleinen Blick auf den unter uns liegenden Ort werfen können. Schade, die Aussicht hier oben soll sehr faszinierend sein! Der Abstieg ist für mich Flachländerin etwas herausfordernd. Die 3 Bergerfahrenen stehen mir aber mit viel Rat zur Seite, so dass auch ich den Schotter mehr rutschend als gehend überwinde. Als wieder richtiges Wandern angesagt ist, machen sich meine Knie bemerkbar, die einfach lieber bergauf gehen. Die Tour zeigt mir aber wieder, dass ich einigermaßen fit bin. So genieße ich stolz und zufrieden im Auto meinen Kaffee und habe für diesen Tag eigentlich genug getan.


Ein kleiner Ausflug über den Kunsthandwerkermarkt in El Bolsón schließt den Besuch hier ab, denn wir haben uns gegen den Aufstieg des Tronadors entschieden. Es hätte mindestens einer Übernachtung in einer Berghütte und eines Führers bedurft. Dies alles in der jetzigen Hochsaison kurzfristig zu organisieren, hätte uns viel Energie abverlangt, die keiner von uns bereit ist, zu investieren.

So verbringen wir die nächsten beiden Nächte bei Klaus Schubert und seiner Frau Claudia Metz. Sie vermitteln Autoversicherungen an Ausländer, die in den südamerikanischen Ländern reisen. Oliver will dort seine Unterlagen abholen und wir stellen fest, dass wir dort auch campieren können. Die beiden waren selbst 16 Jahre mit Motorrädern auf Reisen und leben jetzt mit ihren beiden Töchtern in Chile. Wir haben dort sehr entspannte Tage verbracht und das gute Wetter und die nette Gesellschaft der Menschen genossen.

Unsere gemeinsame Zeit mit Jeannine und Oliver ist jetzt erst einmal vorbei. Wir verstehen uns gut, wollen es aber nicht überstrapazieren, damit wir uns auf unsere nächste Begegnung freuen können. Uwe und ich fahren nach Bariloche, dem Zentrum vieler sportlicher Aktivitäten, die die Landschaft hier zulässt. Im Winter kann man Ski oder Snowboard fahren, im Sommer locken Kletter- und Wandertouren, Fischfang, Mountainbike- oder Reittouren. Der Ort selbst ist stark gewachsen und hat zwar eine einladende Wasserfront mit schönen alten Gebäuden, der Rest ist allerdings etwas unkontrolliert gewachsen und deshalb nicht so ansprechend. Die Stadt gilt unter Reisenden als Gefahr für die Unversehrtheit der Autos, weshalb wir auf einen überwachten Parkplatz gehen, um einen kleinen Rundgang durch die Schokoladenhochburg zu machen. 


Anschließend begeben wir uns auf eine 60km lange Seenrundtour, den Circuito Chico. Hier reiht sich ein schöner See an den anderen. Wegen des starken Windes  steigen wir immer nur kurz aus, um die grandiosen Aussichten auf die Seen und Berge einzufangen. Die Colonia Suiza ist ein kleiner Ort inmitten dieses Gebietes. Da wir auch hier sicher stehen wollen, gehen wir auf einen Campingplatz und erkunden die Colonia. In vielen Häuser, aus Holz gebaut, bietet man Getränke, Essen und Kunsthandwerk an. Besonders schweizerisch wirkt das auf uns nicht, aber die Gründer des Dorfes kamen wohl wirklich aus der Schweiz. 

Weiter geht es über Bariloche durch den Nationalpark Nahuel Haupi an weiteren schönen Seen und vielen immergrünen Wäldern entlang.


Am Vulkan Lanin, den Uwe vor 22 Jahren bestiegen hat, bleiben wir ehrfurchtsvoll stehen. Damals war er noch mit sehr viel Schnee bedeckt, der heute meist schon im Dezember geschmolzen ist. Ist das ein Beleg für den Klimawandel? War Uwe damals fast allein auf dem Berg, so besteigen ihn heute bis zu 60 Leute pro Tag. Sie müssen vorher ihre gesamte Ausrüstung beim Ranger vorweisen, der dann auch entscheidet, ob der Tourist mit oder ohne Bergführer hinauf darf. Zu unserer großen Überraschung gibt es hier ein super schnelles Internet, was wir natürlich erstmal nutzen, um wichtige Kleinigkeiten zu erledigen. Wie schnell das gehen kann, wenn die Verbindung klappt. Wunderbar!


Nach einem weiteren unproblematischen Wechsel nach Chile fahren wir auf dem Weg nach Pucón zuerst in einen kleinen Supermarkt in dem Örtchen Curarrehuein, denn wie immer vor einer Grenze haben wir alles Obst und Gemüse aufgegessen. Dieser Supermarkt hat ein beeindruckendes Angebot. Mein Blick fällt gleich an der Tür auf die Obst- und Gemüseabteilung. Hier sieht alles frisch und lecker aus, die Vielfalt ist beeindruckend. Das liegt daran, dass wir immer weiter in den Norden kommen.Es gibt viele dieser kleinen Supermärkte in Argentinien und Chile. Häufig ist Ihr Angebot nicht so reichhaltig und frisch wie hier. Mancherorts wird das Gemüse wohl schon auf dem langen Transportweg so durchgeschaukelt, dass wir es nicht mehr kaufen mögen. Aber trotz kleinster Ladenflächen bekommt man die wichtigsten Lebensmittel fast alle.  Wir sind immer wieder erstaunt, in welcher versteckten Ecke sich das Gesuchte finden lässt.


Nachdem unser Kühlschrank wieder gefüllt ist, fahren wir zur Terme Los Pozones, die nur 8 km von Pucón entfernt und sehr bekannt ist. Dort ist es so voll, dass wir uns entscheiden, erstmal die Straße bis zu ihrem Ende weiter zu fahren. Das Tal wird immer enger, rechts und links ist es landwirtschaftlich genutzt, ein Fluss plätschert gemütlich vor sich hin. Recht kurz vor dem Ende der Straße finden wir einen beschaulichen Platz fast direkt am Fluss, an dem wir eine idyllisch ruhige Übernachtung haben. Der Besuch der Terme ist dann auch sehr entspannt. Eins der 6  Becken hat ungefähr 41°C, was nach einer Eingewöhnungszeit zwar heiß aber gut ist. Zum Abkühlen kann man tatsächlich in den sehr erfrischenden Bach gehen und fühlt sich danach auch im Bikini richtig temperiert. Obwohl wir drei Stunden Zeit hätten, sind wir schon nach 2 Stunden zufrieden und genießen im Anschluss unseren Kaffee im Auto.

Pucón, die kleine Stadt am Vulkan Villarrica, ist voll von unternehmungslustigen Touristen. Es gibt an der Hauptstraße unendlich viele Agenturen, die Abenteuer jeder Art anbieten. Obwohl sich die Hauptsaison dem Ende nähert, ist es hier noch sehr lebendig. Die Stadt liegt an zwei Buchten des Sees Villarrica und man hat bei gutem Wetter einen tollen Blick auf den vorsichtig vor sich hin dampfenden Vulkan. In der Regel muss man eine geführte Tour auf den Vulkan machen. Da Uwe auch diese Tour schon einmal gemacht hat, möchte er auch dieses Mal ohne Gruppe dort aufsteigen. So finden wir den Weg zur Conaf, der Nationalparkverwaltung Chiles. Der Chef persönlich muss darüber entscheiden. Es braucht Uwes gesamte Überzeugungskraft, vieler Fotos und einem langen Atem bis der wirklich nette und humorvolle Herr eine Genehmigung für uns in Auftrag gibt. Einen Teil der Ausrüstung haben wir, einen anderen Teil können wir uns leihen. Sogar eine Gasmaske ist vorgeschrieben.  

Leider ist das Wetter aber bedeckt und später auch noch regnerisch, so dass wir uns an den kleinen Bootshafen stellen, den Ausblick genießen und eifrig mit Zuhause Skypen, Blog schreiben und leckeren Kuchen naschen. Gespannt sind wir, wie die Wanderung wird, und ob wir die glühende Lava sehen werden.

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