Luftige Höhen...

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328. - 340. Reisetag (07.06. - 19.06.2016)

Unser letzter kurzer Besuch in La Paz ist bestimmt durch das Treffen mit unserem ehemaligen Kollegen und den Abschluss einer Versicherung für unser Auto für Peru. Letzteres machen wir in einer Agentur, in der wir zwar mehr zahlen als an der Grenze oder im Internet, aber so sparen wir uns die Verzögerungen an der peruanischen Grenze. Wir bummeln noch einmal durch die Straßen und nehmen Abschied von der Stadt, die uns doch sehr fasziniert hat.

Um die Stadt noch einmal von oben zu sehen und Uwes nostalgischen Gefühlen ein wenig nachzukommen, fahren wir hoch zum Chacaltaya (5250m). Lange fährt man durch El Alto, die Stadt, in der die ärmeren Menschen leben. Irgendwann ist das städtische Leben endlich vorbei und die Schönheit der Landschaft nimmt uns wieder gefangen. Die Straße hoch zum Chacaltaya ist schon herausfordernd. Viele Höhenmeter müssen in Serpentinen überwunden werden. Die Straße ist schmal und an manchen Stellen geht es eindrucksvoll steil bergab. Gegenverkehr ist keine große Freude, obwohl es immer wieder überraschend ist, wie souverän die Fahrer hier diese Situationen meistern. Wir stehen oben auf dem Parkplatz und genießen diese tolle Aussicht auf schneebedeckte Berge und von Ferne auch auf La Paz und El Alto. Ich merke, dass ich von der Höhe leichte Kopfschmerzen bekomme und bleibe im Auto, während Uwe noch einmal 150 Höhenmeter mehr in Kauf nimmt und eine noch schönere Aussicht genießt. Der Gletscher, auf dem er vor 22 Jahren noch Ski gefahren ist, ist völlig abgeschmolzen und an Ski fahren denkt heute keiner mehr.


Wir wollen weiter an den Titicacasee. In El Alto suchen wir eigenhändig die Ausfallstraße, auf die wir aber leider nicht rauf fahren können, da sie wegen Bauarbeiten gesperrt ist. So kurven wir gefühlte Stunden hinter den Einheimischen her, die uns schließlich zu einer Zufahrt auf die Straße bringen, so dass wir etwas schneller vorankommen. Schilder für Umleitungen sind hier offenbar unbekannt. Die Strecke zieht sich hin, aber kurz vor der Dunkelheit erreichen wir den touristischen aber schönen Ort Copacabana am Titicacasee. Auf Empfehlung anderer Reisender hin parken wir weit hinten am Strand vorm Hotel „Onkel Inn“. Wir können dort sogar unser Wasser auffüllen und haben eine ruhige Nacht.

Der Ausflug zur Isla der Sol beginnt mit einer ca. zweistündigen Fahrt über den See in einer denkwürdigen Barkasse, die mit einem sehr alten Motor angetrieben wird. Die Fahrgäste bestehen zum überwiegenden Teil aus Jungakademikern der ersten Welt. Nach geraumer Zeit dürfen 6 bis 8 Gäste aufs Dach und wir unterhalten uns bei angenehmem Fahrtwind mit einer Österreicherin und einem brasilianischen Pärchen. Letzteres hat sogar in Deutschland studiert und ist sehr an unserer Heimat interessiert. Im Norden der Insel angekommen, steigen alle aus und werden über die Wege auf der Insel aufgeklärt. Wir laufen trotzdem erst in die falsche Richtung, werden zurück geschickt und finden nur mit Mühe den richtigen Weg, auf dem man die Insel in Längsrichtung überquert. Der Anstieg am Ende des Dorfes, das sich auf ca. 3800m Höhe befindet, ist für mich extrem anstrengend. Obwohl ich doch so langsam akklimatisiert sein sollte, pocht mein Herz heftig und mein Atem reicht einfach nicht aus, um nach oben zu steigen. Endlich ist es geschafft und wir kommen auf den offiziellen Wanderweg. Ab hier ist es wunderschön. Es geht nur noch sanft bergauf und -ab. Der Blick über die Insel und den See ist traumhaft. In der Ferne sieht man mit Schnee bedeckte Gipfel. Wir kommen an einem indigenen Pärchen vorbei, das einen Wegezoll von uns fordert. Die Zeitangabe für den Weg ist lächerlich kurz. In 30 Minuten seien wir da, sagt der Mann. Wir brauchen mit einer größeren Pause aber doch mindestens noch 1 1/2 Stunden. Die Pause machen wir an einem steinernen Kiosk. Die Verkäuferin hält sich ungefähr 15m davon entfernt in einem Steinviereck auf, das vor dem Wind schützt. Sobald sie einen Kunden sieht oder hört, kommt sie ganz schnell angelaufen, um etwas zu verkaufen. Sie serviert den Tee mit einer Tischdecke und einem Zuckerbehälter. Bei strahlendem Sonnenschein gehen wir weiter, müssen noch ein zweites Mal Wegezoll entrichten und kommen dann oberhalb des südlichen Hafens an. Nach einem kurzen Mahl mit gebratener Forelle beginnen wir den sehr steilen Abstieg. Lamas werden auf dem selben Weg hoch und runter geführt, überall werden Souvenirs angeboten und pünktlich um halb drei legt das Schiff für die Rückfahrt ab. Ein lohnenswerter Ausflug!


Am nächsten Tag ruhen wir uns aus und erledigen die Alltagsdinge des Reisens. Die Wäsche muss ins Dorf zum Waschen gebracht, Reiseandenken ausgesucht und eingekauft werden. Wir telefonieren nach Deutschland, versuchen einige Entscheidungen dort zu verstehen. Man gibt mir im nächsten Schuljahr wieder eine 5. Klasse und mein gut eingespieltes Team wird aufgelöst. Das gefällt mir eher nicht, Widerstand ist aber wahrscheinlich zwecklos. So spreche ich mit zwei TeamkollegInnen und fühle mich danach etwas besser. Uwe hat Probleme mit einem Sicherheitszertifikat für die Homepage, das angeblich innerhalb der nächsten zwei Tage abläuft. Er recherchiert und telefoniert und löst letztendlich das Problem. Aber all das kostet natürlich viel Zeit. Wir genießen zwischendurch den Strand des Sees und verbringen den Abend mit jungen, reisenden Kanadiern.

Nun geht es nach Peru. Der nahe gelegene Grenzübergang ist einfach und schnell zu passieren. Da unsere Papiere alle in Ordnung sind und außer uns gerade kein Tourist das Land in dieser Richtung wechseln will, werden wir sehr freundlich und zügig abgefertigt. Das freut uns sehr, denn wir haben auch schon ganz andere Geschichten gehört. Im nächsten Ort versucht Uwe dann eine Simkarte fürs Internet zu besorgen. Da wir von Peru häufig gehört haben, dass Autos aufgebrochen oder Leute überfallen werden, bleibe ich sicherheitshalber im Auto sitzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Uwe zurück. In dem kleinen Laden, in dem er die Karte bekommen hat, war es sehr eng und der Kinderwagen stand auch noch drin. Jeder Schritt musste erst mühsam erkundet werden, so dass das ganze Unternehmen recht lange gedauert hat. Aber im Ergebnis hat alles geklappt und wir sind auch in Peru wieder online. Allerdings sind die Netze hier nicht so schnell und gut wie in Bolivien, dafür ist alles ein wenig teurer.

Das Land wirkt trotz seiner Armut ein wenig wohlhabender als Bolivien. Die Dächer der Hütten sind alle mit Wellblech gedeckt, viele Autos sehen neuer und besser aus und mehr Menschen tragen moderne und nicht die traditionellen Kleider. Es gibt in dieser Gegend sehr viele landwirtschaftlich genutzte Flächen. Leider fliegt auch hier fast überall der Müll ungehindert durch die Landschaft. Das ist sehr schade. Wir fahren in die als gefährlich bekannte Stadt Puno. Sie ist nicht besonders schön und vollgestopft mit Autos. Dort parken wir auf einem bewachten Parkplatz in der Nähe des Hafen und machen eine Bootstour zu den Uros, einem besonderen indigenen Stamm. Die Leute leben heute noch auf treibenden Inseln und teilweise noch sehr traditionell. Wir werden auf einer der Inseln abgesetzt und erhalten einen halbstündigen Vortrag auf Spanisch über die Geschichte der Uros. Da unsere Spanischkenntnisse begrenzt sind, stammen die folgenden Informationen von Wikipedia. Die Uros sind eine ethnische Gruppe von ungefähr 2000 Leuten, von denen nur noch einige auf 49 schwimmenden Inseln leben, die sie aus getrocknetem Totora- Schilf herstellen. Daraus entstehen auch ihre Boote und Häuser. Ihre Haupteinnahmequelle ist die Fischerei, doch der Verkauf von Andenken an Touristen nimmt auch immer mehr Raum ein. Wir fühlen uns auf dieser Tour wie auf einer Butterfahrt. Ständig werden uns Dinge zum Kauf angeboten, wir werden auf einem der Uro-Schiffe umher gefahren und auf einer anderen Insel abgesetzt, auf der man auch Essen gehen kann. 6 Soles werden pro Person einkassiert und dann müssen wir uns 40 lange Minuten da vergnügen, obwohl für die meisten der Gruppe 10 Minuten ausgereicht hätten. Als wir tatsächlich etwas kaufen wollen, ist die gute Frau nicht in der Lage einen 20 Solesschein (ca. 5,- €) zu wechseln. Der Restaurantbesitzer ist nicht willens ihr dabei zu helfen. Etwas genervt verlassen wir dann endlich die Insel und denken, dass dieser Ausflug nicht zu unseren besonderen Erlebnissen zählt. 


Wir finden einen sicheren Übernachtungsplatz vor dem Wärterhäuschen eines Fünf-Sterne-Hotels und schlafen mehr oder weniger gut. Der schlechte Ruf Punos und die temperamentvollen Schreie einer jungen Frau mitten in der Nacht lassen uns häufiger aufwachen. Obwohl alles gut geht, verlassen wir erleichtert am nächsten Morgen die Stadt und nehmen die Fahrt in Richtung Arequipa auf.

Nach einer langen Fahrt, die meistens auf 4000m durch sehr sehenswerte Landschaft führt, kommen wir am späten Nachmittag in Arequipa an. Während der langen Fahrt durch hässliche Vororte versuchen wir, Gas nachzufüllen, was leider am falschen Adapter scheitert. Endlich kommen wir zum Hostal Grace Valley. Dort können wir den Rockhopper in einem Garten mit blühenden Blumen für 12 U$ die Nacht abstellen, uns wird ein Hotelzimmer aufgeschlossen, von dem wir das Badezimmer nutzen können, und die Besitzerin und ihre Tochter sind sehr freundlich und hilfsbereit. Der Weg ins Zentrum ist in 10 Minuten erledigt. Da es schnell dunkel wird, schlendern wir auf den Hauptplatz und bestaunen die aus weißem Vulkangestein gebaute Kathedrale, die auch von innen wunderschön ist. Sie ist hell und sehr schlicht für eine katholische Kirche, was uns gut gefällt.  Danach gönnen wir uns ein fürstliches Mahl. In einem vom Lonley Planet empfohlenen Restaurant beginnen wir mit einem sehr leckeren Pisco Sour. Nachdem wir in Copacabana einen Pisco zurück gegeben haben, der wie Abwaschwasser schmeckte, genießen wir diesen hier um so mehr. Anschließend gönnt Uwe sich ein gebratenes Meerschweinchen, das mit Kopf serviert wird. Auch wenn mir die Meerschweinchen meiner Tochter nicht so nahe waren, kann ich sie nicht essen. Mein Alpaka ist aber auch sehr geschmackvoll und wir runden das Ganze mit einem leckeren Nachtisch und einem köstlichen Cappuccino ab. Satt und zufrieden kehren wir in unser gemütliches Bett zurück.


Den nächsten Tag verbringen wir ganz und gar in einer IVECO Werkstatt. Sie ist blitzsauber und alle Mitarbeiter tragen einen Schutzhelm. Nur mit Werkzeug und Ersatzteilen ist sie nicht besonders gut ausgestattet. Das Loch im Zuführschlauch unseres Tankes können sie erst gar nicht reparieren. Erst als Uwe ihnen von Sikaflex erzählt und sie mühsamst eine Firma gefunden haben, die Sikaflex hat, kleben sie den Schlauch damit und wickeln ein Gewebeklebeband drum herum. Bisher hält es, mal sehen, was die Zukunft so bringt. Bei der Überprüfung der hinteren Bremsen wird eine defekte Rückholfeder entdeckt. Leider gibt es in der Werkstatt keinen Ersatz. Er wird erst nach 5 Stunden Fahrerei durch die Stadt wird eine Feder in etwas kleinerer Form gefunden. Auch diese Reparatur hat inzwischen viele Höhenmeter bergab überlebt und es scheint alles gut zu sein.


Nun wollen wir Arequipa auch mal bei Tageslicht sehen und machen eine kostenlose Führung durch das Zentrum. Gemeinsam mit 38 anderen Touristen werden wir von einem englischsprachigen Guide über den Unterschied zwischen Lama und Alpaka aufgeklärt und lernen, dass die Wolle der frei lebenden Vikunias die wertvollste ist. In einem Geschäft wird uns hochwertige Wollkleidung gezeigt, die sich deutlich von den auf den Märkten und kleinen Ständen angebotenen Waren unterscheiden. Wir lernen den Markt und die Kathedrale kennen. Letztere können wir nicht besuchen, da viele zu luftig bekleidet sind und in einer katholischen Kirche noch ein wenig darauf geachtet wird, dass die Besucher sich bedeckt zeigen. Über einem Restaurant befindet sich eine Terrasse, von der man auf den Platz vor der Kathedrale schauen kann und dabei auch die Vulkane hinter der Stadt sieht. Ein toller Ausblick! Der Koch des Restaurants spannt uns dann alle ein wenig auf die Folter, weil er in epischer Breite versucht, Völkerverständigung zu machen. Viele sind ohne Mittagessen in die Führung gegangen und fallen fast um, während sie den Bemühungen 8 verschiedene Sprachen miteinander zu vergleichen und das Wesentliche des Lebens zu erkennen, folgen wollen. Endlich beginnt der Koch mit Hilfe einiger Gäste ein wenig gesalzenes Alpakafleisch in den Ofen zu schieben. Es schmeckt wieder grandios, das Warten darauf ist jedoch extrem anstrengend. So lassen wir die Pisco Sour Probe in einem weiteren Lokal aus, geben dem engagierten Führer ein Trinkgeld und ziehen uns in unseren Rockhopper zur Erholung zurück.

Beeindruckend ist auch eine Führung auf Deutsch durch das Kloster Santa Catalina der Stadt. Es wurde im 16. Jahrhundert von einer reichen Witwe gegründet und beherbergte bis Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich die zweiten Tochter besonders wohlhabender Bürger, die Ihre Töchter mit einer sehr hohen Mitgift und einem Dienstmädchen versehen, dorthin schickten. Sie lebten dort unter einem Schweigegelübde, aber in großem Wohlstand in einer eigenen „Wohnung“ ohne Kontakt zur Außenwelt. Erst nach mehreren hundert Jahren wurden Schlafsäle gebaut und auch einfachere Frauen erhielten Zutritt in das Dominikanerkloster. Der Wohlstand wurde durch harte Arbeit und Buße ersetzt. 1970 wurde der Gebäude- und Straßenkomplex für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es leben jetzt nur noch 19 Nonnen dort, die man als Besucher jedoch nicht zu sehen bekommt. Die Eintrittsgelder dienen der Renovierung und Instandhaltung der Räumlichkeiten und kommen zu einem Teil den Nonnen zugute. Von den Überschüssen der Einnahmen ist bereits ein Krankenhaus finanziert worden.


Arequipa gefällt uns wirklich gut. Wir bleiben hier 4 Nächte, schlendern durch die Stadt, besuchen andere Reisende auf dem Parkplatz des Hotels Mercedes und trinken viele leckere Säfte in der Markthalle. Unser Lieblingssaft ist inzwischen eine Mischung aus Chirimoya, Erdbeere und Apfelsine.

Nun geht es los zum Colca Canyon, denn dort soll es viele Kondore geben. Wir müssen einen 4850m hohen Pass überqueren. Oben genießen wir den Blick auf mehrere Vulkane, von denen einer sogar aktiv weiße Wölkchen ausspuckt. Als wir wieder los fahren, taucht die gefürchtete Fehlermeldung eines modernen elektronisch gesteuerten Autos in der Anzeige auf: "Motor defekt!" Wir zucken zusammen. Bisher ist unser Rockhopper so toll gelaufen und wir sind so stolz auf ihn. Wir merken, wie der Wagen nicht mehr richtig zieht. Er ist offenbar in den Notlauf gegangen. Bei der nächsten Gelegenheit halten wir an und Uwe schließt unser OBD Lesergerät und unser Windowstablet an. Der linke Lautsprecher wird abgeschraubt, das Kabel und das Tablet angeschlossen und der Fehler ausgelesen. Langsam und konzentriert versuchen wir, die Nerven zu behalten. Die Ziffern deuten darauf hin, dass der Turbolader defekt ist. Uwe löscht den Fehler und wir fahren weiter. Und - oh Wunder - alles funktioniert wieder. Wir sind erleichtert und hoffen sehr, dass es so bleibt.

Der Canyon beginnt mit einem wunderschönen Tal, in dem es viel Terrassenanbau gibt. In die grünen Berge sind überall kleine Ortschaften eingebettet. Wieder eine neues Landschaftsbild. Sehr, sehr schön! Wir stellen den Rockhopper auf dem Parkplatz unterhalb des Mirador del Cruz ab und machen einen kleinen Spaziergang. Wir sind wieder über 3500m hoch und ich bin redlich schlapp. Wir bleiben zwei Nächte hier und fotografieren morgens die Kondore, die ab 8 Uhr aufsteigen. Der erste Morgen ist recht erfolgreich. Sie fliegen über unsere Köpfe und wir bekommen gute Flugaufnahmen. Uwe wechselt einmal den Standort und nimmt dafür den Rockhopper. Als er wiederkommt, ist er niedergeschlagen. Leider gibt es wieder Fehlermeldungen und das Auto fährt nicht so, wie er will. Mehrfach löscht Uwe die immer wieder kehrenden Fehlermeldngen. Ich verschlafe den Tag und als wir am nächsten Morgen weiterfahren, bleibt tatsächlich die Fehlermeldung aus und der Motor arbeitet wie gewohnt. Wir trauen uns lange nicht, erleichtert zu sein. Aber jetzt, am 26.6., kann ich sagen, die Fehlermeldung ist bisher nicht wieder aufgetaucht. Es war wohl (hoffentlich) ein elektronisches Missverständnis.


Wir fahren und fahren, dabei liegen 200km der Strecke auf Höhen zwischen 4400 und 4900m. Gegen Abend suchen wir einen Übernachtungsplatz und finden nichts Geeignetes. Es wird dunkel und wir entscheiden uns, noch hoch zu den Regenbogenbergen (Rainbow Mountains) zu fahren. Nach der Karte wirkt es so, als sei es hier sehr einsam. Das täuscht allerdings. Ein Dorf reiht sich an das andere, so dass wir überraschend viel Gegenverkehr auf der meist einspurigen Straße haben. Dass es an der Seite häufig sehr steil nach unten geht, können wir nur ahnen, da es bereits seit langem dunkel ist. Langsam schrauben wir uns hoch auf 4350m und stellen uns dort auf. Ein grandioser Blick auf mit Schnee und Eis bedeckte Gipfel ist trotz der Dunkelheit im Mondlicht erkennbar. Erschöpft schlafen wir ein.

Die Wanderung hoch zu den Regenbogenbergen ist extrem anstrengend. Morgens um 7 Uhr starten wir gemeinsam mit vielen anderen jungen Touristen, die mit Kleinbussen meist aus Cusco gekommen sind. Der Weg ist einfach zu gehen, konsequent bergauf. Das Problem ist der geringe Luftdruck, der dazu führt, dass wir nur ungefähr die Hälfte des Sauerstoffs in die Lungen bekommen. Anfangs merke ich das noch nicht so sehr. Am Wegesrand finden sich viele Einheimische, die jedem ein Pferd für den Transport der eigenen Person nach oben anbieten. Dazu bin ich noch zu fit. Wir gehen durch wunderschöne Landschaften, die Berge werden langsam bunt und wir ahnen, dass unser Ziel sehr schön ist. Als wir mal wieder Wegezoll entrichten müssen, bemerken wir, dass wir unser Geld vergessen haben. Der Guide einer Touristengruppen hilft uns aus und wir können passieren. Die Steigung nimmt zu und die Anstrengung auch. Die Sehnsucht anzukommen wächst. Ich bekomme ein richtiges Motivationsproblem und überlege ernsthaft umzudrehen. Mein Motivator Uwe nimmt mich in den Arm und redet mir gut zu. Irgendwann erreiche ich den Punkt, an dem ich mir sage, "Jetzt oder nie!" und lege den Turbo ein. In gleichmäßigen kleinen Schritten und mit tiefen Atemzügen schreite ich voran, ohne nach vorn zu gucken. Uwe verhandelt inzwischen mit dem Guide, der uns das Geld geliehen hat. Er möchte gern die Gipfel der Umgebung genauer sehen und fragt nach dem Weg und einem Guide, der ihn begleitet. Als er wieder mehr auf den Weg achtet, bin ich weit voraus, und er schleppt sich jetzt auch den Berg hoch. Etwas ausgelaugt kommen wir bei der Mauer, an der Getränke und kleine Snacks verkauft werden, auf 5000m an. Ich bin jetzt wirklich sehr glücklich, dass ich es geschafft habe. Die letzten 100 Höhenmeter zum nächsten Gipfel lasse ich mit gutem Gewissen aus.

 


Uwe zieht mit seinem 16 jährigen Guide weiter und ich kehre allein um. Die jungen Touristen, die gleichzeitig mit mir hinunter gehen, lasse ich meist schnell hinter mir. Die Akklimatisierung der letzten Wochen scheinen doch ihre Spuren hinterlassen zu haben. Erschöpft komme ich nach 2 Stunden am Auto an und genieße die Dusche und den anschließenden Erholungsschlaf. Uwe kommt nach weiteren 2 Stunden völlig erschöpft, aber sehr zufrieden an. Er musste ein weiteres Mal von 4750m auf 5000m einen sehr steilen Anstieg meistern, den er kaum geschafft hat. Alle 15 Schritte musste er eine Pause machen und nach Luft schnappen. So haben die „lächerlichen“ 250 Höhenmeter fast 1 Stunde gedauert, wie er später erzählt. Wir beschließen, noch an diesem Tag die Höhe zu verlassen und uns nach Cusco aufzumachen wo wir in völliger Dunkelheit nach einem langen Stau am Hostel „El Duende“ ankommen.

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Kommentare

Kommentar von Frank |

Hallo Ihr Beiden. Erstmal großes Lob für Eure tolle Reiseseite. Die Informationen und die Fotos sind echt grandios.
Mit meiner Partnerin plane ich in den nächsten Jahren eine Reise durch Bolivien/Peru und möchte auch die Wanderung zu den Regenbogenbergen machen. Wisst Ihr noch, wo genau euer Startpunkt für die Wanderung war?

Ich wünsch Euch noch viel Spaß auf Eurer Tour.

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