Kiten im Paradies (15)

04.08.- 11.08.2023 (102. - 109. Reisetag)

In der Hoffnung, dass das Wetter an der Küste jetzt besser ist, fahren wir in Richtung der

Australian Kitesurfari Station. Sie liegt auf dem Gebiet der Aborigines und ist im Netz etwas merkwürdig beschrieben. Schaut man sich ihre Lage an, kann es dort aber eigentlich nur wunderschön sein.

Uwe ruft bei der Kite Station an und versucht herauszubekommen, was zu den negativen Kommentaren im Netz geführt hat. Mit einer Engelsgeduld spricht er mit Ant, dem der Platz gehört. Er sagt ständig, dass der Platz besetzt sei und wir nicht kommen sollen. Uwe fragt immer weiter und erst als er erwähnt, dass wir uns selbst versorgen und die Station als Unterbringungsort nicht benötigen, gibt Ant nach. Wir können kommen. Zwischen 14 und 15 Uhr ist das Wasser so niedrig, dass wir am Strand dorthin fahren können. Wir sind erleichtert und haben eine ruhige Nacht.

Dort, wo man zur Kitestation losfährt, treffen wir etliche Touristen, die uns vor den Salzwasserkrokodilen warnen. Insbesondere, wenn dort Mangrovenwälder sind, soll es gefährlich sein. 4m Abstand zu den Bäumen und dem Wasser soll man einhalten. Schwierig! Wie soll das gehen?

Verunsichert gehen wir ein Stück am Strand entlang und treffen auf einen sehr freundlichen Mann, der offenbar zu den Aborigines gehört und dort angelt. Er hat immer einen Spruch und auch einen Witz auf den Lippen, fragt uns aus und gibt auch gern Antworten auf unsere Fragen. Wir wissen nie genau, was er wirklich ernst meint und was nicht. Eine spannende und sehr erfreuliche Begegnung!

Als wir nach einer recht kurzen Tour am Strand lang bei der Kitestation ankommen, werden wir von Pauly sehr herzlich begrüßt. Wir bekommen einen Traumplatz in den Dünen, der windgeschützt ist und einfach einen herrlichen Blick auf die Weite des Meeres und des weißen Sandes bietet. Es ist zwar ein wenig schwierig, dort gerade zu stehen, aber mit Hilfe von etwas Treibholz gelingt es uns, das Auto gut zu positionieren. Wir dürfen in der Station duschen und auch mal das Klo benutzen. Das ist super, weil es unseren Wasserhalt im Auto sehr erleichtert.

Wir fühlen uns dort extrem wohl und bekommen mit der Zeit einen immer besseren Draht zu den Leuten. Tracy und Kiman arbeiten ein wenig hier und können als Gegenleistung 4 Wochen hier wohnen und kiten. Sie ziehen im November nach Perth, wo wir sie bestimmt besuchen werden.

Die 5 Kunden sind ebenfalls alle sehr nett. Besonderen Draht bekommen wir zu Erina, die mit 19 Jahren aus Deutschland auf den Kontinent kam und jetzt schon 13 Jahre hier lebt. Wir haben viel zu quatschen. Außerdem ist sie Kiteschülerin, was eine besondere Verbindung zwischen ihr und Uwe herstellt.

Dank des konstant guten bis starken Windes kann Uwe jeden Tag kiten. Zu Beginn ist er noch recht zögerlich, wird aber von Tag zu Tag sicherer. Er ist richtig glücklich, wenn er wieder rein- kommt. Trotz der Wellen und des manchmal starken Windes fühlt er sich immer besser und genießt dies ungemein. Seine Sprungversuche gelingen von Mal zu Mal ein wenig geschickter und höher und er ist richtig stolz, dass er so gute Fortschritte macht. Als sein Sohn Jona ihm auch noch eine tolle Rückmeldung auf die Videos, die ich von ihm gemacht habe, schreibt, kann er sein Glück kaum fassen. Trotz seines „hohen“ Alters lernt er viel dazu und kann zu Recht stolz darauf sein.


Währenddessen breite ich meine Yogamatte im Windschatten des Autos aus und mache Yoga, Pilates oder funktionales Krafttraining. Das geht einige Tage lang gut und macht richtig Spaß, bis ich dann eine völlig zerstochene Schulter habe, die unendlich juckt. Dass ich mich jetzt nicht mehr auf die Matte begeben kann, macht mich schon traurig. Von den Stichen oder Bissen zehre ich mal wieder 2 Wochen lang.

Eine kleine Wanderung gemeinsam mit den Gästen der Kitestation unter Anleitung von Arnt ist eine schöne Abwechslung. So gucken wir ein wenig in das Hinterland und bewegen uns mal anders.


Uwe nutzt die Zeit und den großen Kühlschrank der Station, um unseren Kühlschrank mit zusätzlichen Ventilatoren auszustatten. Kiman hilft ihm, den schweren Kühlschrank aus seiner Bucht raus- und wie reinzuwuchten. Jetzt haben wir auch bei höheren Außentemperaturen die Chance auf gekühlte Lebensmittel.

Nach 6 Nächten finden wir keinen Grund mehr, länger zu bleiben. Mit einem weinenden Auge verabschieden wir uns von den Menschen, die uns doch vertraut geworden sind und fahren bei Niedrigwasser am Strand zurück.

Dass es nur 24 Grad hat und ganz oft regnet, bemerken wir fast gar nicht. Da kann man mal sehen, wieviel es ausmacht, wenn man liebe Leute um sich hat und gut beschäftigt ist.

Die dunklen Wolken animieren uns auf dem Rückweg, die Drohne neben und hinter dem Auto fliegen zu lassen. Da die Steilküste aus intensiv roten Felsen besteht, sieht das mit dem Auto und der Sonne einfach genial aus.


Wir fahren weiter über Cooktown. Dort erledigen wir wichtige Dinge wie Einkaufen und Auto waschen. Muss ja auch alles mal sein.

Dann machen wir uns auf den Weg nach Archer Point. Das Gebiet ist recht hügelig. Wir fahren zuerst an die Bucht, wo man kiten kann. Tracy und Kiman sind sehr begeistert von dieser Bucht, die ein geschütztes Stehrevier mit gutem bis sehr gutem Wind ist.

Es ist grad Hochwasser. Landschaftlich ist die Bucht superschön. Man sieht Felsen und sogar kleine Berge im Hintergrund. Der Wald geht nah ans Ufer und in einen Sandstrand über. Natürlich kann man nicht genau erkennen, wo die Felsen beginnen und aufhören. Uwes Kiterblick ist etwas irritiert. Wir lernen schnell Eddy kennen, der sehr vertraut mit der Bucht ist, und versucht, Uwe zu beruhigen. Er solle sich das alles mal bei Niedrigwasser angucken, dann würde er ohne Zweifel wissen, wo er genau fahren kann, ohne sich bei einem Sturz an einem Felsen zu verletzen.

Da es schon spät am Nachmittag ist, fahren wir weiter und suchen erstmal einen Übernachtungsplatz. Die sind hier ausgeschildert. Und kostenfrei. Leider stehen auf der Meerseite viele Schilder mit „No camping“. Das ist so schade, weil man sonst einen grandiosen Blick auf das Meer und diese reizvolle Landschaft hätte. So haben wir nur einen Blick auf die schöne Landschaft und einige campende Nachbarn. Wir stellen fest, dass Eddy und seine Frau Linda auch hier stehen. Wir kommen ins Gespräch und sitzen lange gemütlich draußen. Die beiden sind aus Südafrika hierhergekommen und können gut online arbeiten. Ihren festen Wohnsitz haben sie an der Goldcoast. Da die beiden Extremsportarten und das Reisen lieben, gehen uns die Gesprächsthemen nicht aus. Ihr Wohnmobil haben sie ebenfalls selbst ausgebaut. So stellen wir am nächsten Morgen fest, dass wir dieselbe Trockentoilette haben, sie das Kaffee kochen noch viel mehr perfektioniert haben als wir und dass wir wieder nicht dazu kommen, unseren Blog zu schreiben.

Das Niedrigwasser kommt und Uwe ist ein wenig nervös. Wir fahren an die Bucht und machen erstmal einen Spaziergang über den Strand, der jetzt natürlich viel breiter ist als am Abend zuvor. Wir gehen über einige der Felsen, entdecken sehr witzige Strandkrabben, die  einen permuttblauen kugeligen Körper haben und sich in Schwärmen über den Sand bewegen. Und plötzlich…. Schwupps ….graben sie sich in den Sand und sind verschwunden!

Nun beginnt Uwes Kitsession. Er kommt sehr gut hin und her und siehe da: Seine Sprünge gelingen ihm immer besser. Er kommt vergleichsweise hoch und steht sie. Ich bin begeistert und er auch. Er kann gar nicht aufhören. Mal abgesehen davon, dass das Licht und die Landschaft grandios sind, kann man auf meinen Fotos gut erkennen, welche grandiosen Fortschritte Uwe gemacht hat. Er fühlt sich immer sicherer und kommt immer höher. Natürlich ist auch noch einiges zu verbessern, aber inzwischen ist mehr als nur ein Anfang gemacht.

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