Internationale Begegnungen, enttäuschte Hoffnungen und Wallabies am Strand (11)

11.07.- 16.07.2023 (78. - 83. Reisetag)

Nach diesen tollen Erlebnissen fallen uns alle unsere praktischen Bedürfnisse wieder ein. Obwohl wir in Brisbane schon endlose Einkäufe getätigt haben, ist unsere „to do Liste“ immer noch lang.

So machen wir uns auf den Weg nach Hervey Bay, da es dort die Geschäfte unserer Wahl gibt und wir außerdem überlegen, von dort aus ein wenig Whalewatching zu machen. Unterwegs erreicht uns eine Nachricht von Jürgen und Yasha. Sie seien auch grad in Australien. Wir überlegen krampfhaft, woher wir die beiden kennen…. Es war 2016 in Brasilien. Wir haben sie im Süden des Landes bei wirklich grauenhaftem Wetter getroffen. Lang, lang ist es her. Wir erfahren, dass die beiden genau dort sind, wo wir hinwollen. So verabreden wir uns für den Abend und treffen uns dann aber in Maryborough, was auf dem Weg dorthin liegt. Es wird ein gemütlicher Abend in unserem Auto. Yasha ist Australierin, Jürgen Deutscher. Obwohl Yasha sogar einen Bachelor in Deutsch hat, sprechen wir Englisch. Das ist für mich eine gute Übung, da ich immer nach den Vokabeln fragen kann und trotzdem Englisch übe. Wir haben uns sehr viel zu erzählen und erfahren auch viel über die Regularien während der Covidzeit hier im Land und über das Leben im Allgemeinen in Australien. Die beiden haben hier ein Haus, das von einer Überschwemmung betroffen war, und haben es grad wieder in Ordnung bringen lassen. Zur Erholung sind sie jetzt auch gen Norden unterwegs. Sie sind aber langsam Reisende. Ob wir uns wieder sehen werden, ist somit unklar.


Nach einem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns, klappern x Geschäfte im Ort ab  und fahren nun doch direkt gen Norden. Die Wale, die wir in Alaska 2010 schon sehr schön gesehen haben, reizen uns plötzlich nicht mehr so.

Am nächsten Tag kommen wir durch Rockhampton und halten am letzten Aldi, den es vor Perth noch gibt, an.

Uwe geht einkaufen und ich bereite das Frühstück vor, als ich von einem Mann auf Englisch auf unser europäisches Autokennzeichen hin angesprochen werde. Sein Auto hat ein kanadisches. Seine Frau und er sind schon 5 Monate in Australien unterwegs, ohne ein weiteres internationales Kennzeichen zu treffen. Mir ist schnell klar, dass dieser Mann ein guter Gesprächspartner für uns ist und lade ihn und seine Partnerin auf einen Kaffee ein. Da sitzen wir dann zu viert in unserem Rockhopper und unsere Münder stehen nicht still. Jeff, Australier, und seine kanadische Frau Lois, leben in Kanada. Sie reisen für längere Zeit durch Australien, besuchen Verwandte und machen zwischendurch mal kurz nach Kanada rüber, weil sie zum ersten Mal Großeltern werden. Leider haben wir unterschiedliche Ziele, so dass wir uns mit dem Versprechen in Kontakt zu bleiben, voneinander verabschieden. Dank Jeffs Leiter haben wir nun endlich das Schild: Caution – left hand drive an unserem Auto anbringen können.


Nach vielem Hin und Her haben wir uns entschieden mal ein wenig von der Küste wegzufahren und in den Eungella Nationalpark zu fahren, in dem man wohl die seltenen Schnabeltiere zu sehen bekommen kann.

Leider hat sich das Wetter verschlechtert. Es wird etwas kühler und im Regenwald, der wirklich eindrucksvoll ist, ist es ungemütlich und dunkel. Ich finde das als Abwechslung ja mal ganz schön. Uwe hat darauf gar keine Lust. Wir fahren zuerst zur Tourismusinformation und müssen feststellen, dass alle interessanten Campgrounds ausgebucht sind. So versuchen wir für eine kurze Zeit an dem Fluss, wo man mit Glück die Schnabeltiere beobachten kann, eines zu entdecken. Tatsächlich schwimmt an der gegenüberliegenden Uferseite ein Tier entlang. Es verschwindet immer schnell wieder und kommt leider nicht zu rüber. Es gestattet uns keinen Blick auf seinen Kopf. Schade! Ich bin sehr enttäuscht, denn ich finde die Tiere putzig. Uwe hingegen hat damit gar keine Geduld. Er befürchtet, dass wir sowieso kein gutes Foto hinbekommen werden, weil es im Regenwald so dunkel ist. Außerdem mag er die kleinen Wesen nicht. So unterschiedlich kann die Meinung sein!

Wir fahren auf eine etwas weiter weg gelegene Campsite, die nur mit einem 4x4-Fahrzeug erreichbar ist. Es gibt dort schöne Plätze unter Bäumen, wo wir leider keinen Internetempfang haben. So durchqueren wir den Fluß und stehen auf einer Wiese. Außer uns gibt es noch eine kleine Gruppe, die dort übernachtet. Da Uwe unbedingt die Starlinkschüssel schneller und besser verstauen will, braucht er einen Bohrer, der es ihm erlaubt, die Leitungen so zu führen, wie er es möchte. Der Nachbar ist zufällig Klempner und hat all sein Equipment im Auto. Was gutes Werkzeug nicht alles ausmacht. Schnell sind die entsprechenden Löcher gebohrt und Uwe kann weiter werkeln.

Leider wird das Wetter nicht besser. Ich mache mich auf an den Fluss, um die Schnabeltiere zu suchen, werde jedoch von einem Eisvogel abgehalten. Er sitzt sehr fotogen und geduldig auf einem Ast. So nähere ich mich ihm sehr langsam, weil ich nicht weiß, wie scheu er ist.

Die Wiese, auf der wir stehen, ist sehr nass und bei jedem Rausgehen kommen wir mit vermatschten Schuhen zurück. Obwohl wir viel zu tun haben und Uwe unbedingt auch noch etliche Optimierungsarbeiten am Auto machen will, entscheiden wir uns, unser nächstes Ziel anzusteuern, in der Hoffnung irgendwo im Warmen und Trockenen stehen zu können.


Der kommerzielle Campingplatz im Cape Hillsborough Nationpark ist laut Internet ausgebucht. Wir fragen trotzdem nach. Da wir keinen Strom benötigen, haben wir Glück und können uns häuslich einrichten. Es ist Wochenende und wir sind wenig begeistert von den vielen Menschen und den engen Plätzen. Erst als wir auf den Strand rausgehen, merken wir, wie beeindruckend die Bucht liegt. Der Regenwald geht direkt in den Strand über und der ist sandig und schön.

Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, denn die Wallabies werden um 5:45 Uhr gefüttert. Wir schultern unsere Kameras und sind pünktlich vor Ort. Auch hier sind wir nicht allein. Die Touristen stehen an einer Linie, die durch kleine Absperrhütchen begrenzt ist und schauen gen Wasser. Es ist noch so dunkel, dass wir die Tiere, die langsam ankommen und das Futter des Rangers vom Boden direkt ins Maul schieben, kaum erkennen können.

Langsam kommt die Sonne hoch und die Wolken stehen supergut, so dass wir ein paar schöne Aufnahmen machen können. Nach und nach verschwinden die Tiere. Sie laufen meist den Strand entlang und wir nehmen die Verfolgung auf. Wir haben tatsächlich Glück und können einzelne Tiere am Strand im Gegenlicht fotografieren. Auch mit dem Regenwald als Hintergrund gelingen uns einzelne Shots. Das ist wirklich mal etwas anderes.


Zufrieden gehen wir frühstücken und genießen im Laufe des Tages die Vorzüge des Campingplatzes. Wäsche wird gewaschen, am Auto gebastelt, Brot gebacken, Blog geschrieben und mit anderen Touristen geschnackt. Es gibt etliche Deutsche hier, die mit geliehenen Wohnmobilen unterwegs sind und großes Interesse an unserem Fahrzeug und unseren Reiseplänen zeigen.

Mittags lernen wir Anne und Markus aus Freiburg kennen. Sie haben sehr viel Fisch gekauft und wir haben noch ein Pilzrisotto übrig. So treffen wir uns für ein gemütliches Abendessen in der Campingküche, die sich direkt bei unseren Wohnmobilen befindet. Es ist wieder so warm, dass man gut draußen sitzen und schmausen kann.

Die Fotosession am nächsten Morgen übertrifft die vom Vortag. Ich habe sehr viel Glück mit Weitwinkelaufnahmen. Die zwei Campingplatz-Wallabies (oder sind es doch Kängurus?) sind auch am Strand. Sie sind so vertraut mit den Touristen, dass man ihnen sehr nahekommen kann. Wenn man das nicht macht, dann kommen sie und schauen auch mal direkt in das Fotoobjektiv. Man weiß ja nie, ob es essbar ist, oder? Ich bin an diesem Morgen sehr zufrieden mit meiner Fotoausbeute und arbeite den ganzen Vormittag daran, die Bilder zu entwickeln.

Anne und Marcus kommen zur One-Room-Show in unseren Rockhopper und genießen einen Latte Macchiato. Für abends haben wir uns zum Grillen verabredet.

Die dritte Fotosession am nächsten Morgen ist schnell vorbei. Es tauchen nur wenige Tiere auf und die haben keine große Lust zu verweilen. Um die beiden zutraulichen Tiere drängen sich heute andere Leute. Wir können sie in Ruhe lassen.

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