Der äußerste Norden – Cape York Penisula (43)
02.05. – 26.05.25 (606. – 630. Reisetag)
Wir fahren weiter nach Artemis Station. Da wir jetzt relativ viel Zeit haben, beginnen wir eine Serie zu gucken. Völlig gebannt starren wir auf den Bildschirm und bringen es tatsächlich fertig, 2 Staffeln mit je 10 Folgen innerhalb von 3 Tagen zu gucken. Das ist absolut ungewöhnlich für uns. Wir genießen es auf der einen Seite, auf der anderen macht es zumindest mich auch unzufrieden. Im Moment kommen wir mit unseren Planungen nicht so recht weiter. Japan lässt sich offenbar nicht davon überzeugen, unser Auto ins Land zu lassen. Die E-Mails werden nur schleppend beantwortet und das nervt uns sehr.
In Artemis waren wir vor 2 Jahren schon einmal. Die Golden Shouldered Parrots sind immer noch vom Aussterben bedroht und zeigen sich zurzeit auch nicht so häufig an der Futterstelle. Sie brüten grad und es gibt aufgrund des starken Niederschlags überall Fressen für sie. So schauen wir uns die Videos über das Schutzprojekt an und sprechen mit den Farmern Sue und Tom, die seit 55 Jahren diese Farm betreiben. Sue lädt uns ein, mit ihr in einem ATV (all terrain vehicle) zu einem Nest zu fahren. Zum Schutz der Küken, die in einem Nest im Termitenhügel schlüpfen, sind rundherum Elektrokabel angebracht worden, damit die Schlangen und Raubvögel keine Chance haben, die Kleinen zu frühstücken. Wir versuchen mit Hilfe eines ausziehbaren Zahnarztspiegels und einer Taschenlampe die Jungen zu erspähen. Sue sieht sie, wir nicht. Auf dem Rückweg bleibt das ATV mit Schwung in einem Schlammloch stecken. Was nun? Sue ruft über Funk ihren Mann an, der sie aber nicht besonders gut hört. Wir suchen Holz, damit wir das Fahrzeug hochdrücken können. Das meiste Totholz ist jedoch so verrottet, dass es sofort auseinanderfällt. Die Suche dauert also. Alles zieht sich hin. Tom kommt bis an die Straße, fährt dann aber zurück zur Farm, weil er inzwischen verstanden hat, dass ein Auto uns nichts nützt. Er kommt ebenfalls mit einem ATV zurück, hat eine Kreissäge und eine Schaufel dabei. Sue geht selbstverständlich los und fällt mit der Säge mal eben einen Baum, den Uwe und sie dann ran schleppen. Damit gelingt es, das Vorderteil des Quats aus dem Schlamm hochzuziehen und das gesammelte Holz darunter zu legen. Zwischen beiden Fahrzeugen wird jetzt ein Seil gespannt und einige Sekunden später ist das ATV wieder frei.
Wir fahren am nächsten Morgen zum Nest und sitzen ca. eine Stunde in der Sonne, bis die Elternvögel ankommen. Sie lassen sich auf dem Termitenhügel und einem benachbarten Baum nieder. Wir können schöne Fotos machen, haben jedoch leider keinen sehr schönen Hintergrund. Aber es ist schon ein Erlebnis, die seltenen Tiere zu beobachten. Das Männchen ist zudem eine Schönheit.
Währenddessen versuchen wir ständig, an Informationen über den Straßenzustand nach Cape York zu kommen. Die Straße dorthin war lange wegen Überschwemmungen gesperrt, ist aber für Fahrzeuge unter 5t wieder frei. Wir sind unsicher, ob das für den Rockhopper reicht, beschließen aber, trotzdem in die Richtung zu fahren. Am Archer River Roadhouse treffen wir auf zwei Fahrzeuge, die gerade von Lockhart River, unserem Ziel, kommen. Sie haben 6 Stunden gebraucht, weil der Wendlock River sehr viel Wasser führt und der Pascoe River zusätzlich noch eine starke Strömung aufweist. Das Flussbett wird zudem noch mit Sand zu geschwemmt. Sie konnten sich von einem Bulldozer durch den Fluss ziehen lassen, mussten insgesamt aber sehr lange warten.
Wir übernachten vorm Wendlock River, markieren den Wasserstand und stehen ganz allein auf dieser kaum befahrenen Straße. Am nächsten Morgen trauen wir uns rüber und es geht gut, obwohl der Wasserstand ungefähr 70 cm hoch und die Strömung für uns schwer einzuschätzen ist. Glücklicherweise ist der Untergrund betoniert und unser Rockhopper lässt uns nicht im Stich.
Eine gute Stunde Fahrt weiter kommen wir an den Pascoe River. Dieser ist viel breiter als der Wendlock und jetzt sehen wir, was starke Strömung bedeutet. Wir wissen, dass hier Straßenarbeiter kommen sollen, die uns helfen können. Und sie tauchen tatsächlich nach kurzer Zeit auf der gegenüberliegenden Seite auf und der beeindruckend große Bulldozer wackelt durch den Fluss und schiebt riesige Mengen Sand vor sich her. Dies macht er ungefähr eine Stunde lang, bis er selbst ruhig den Fluss queren kann. Da er eine große Schiebeschaufel hat, erzeugt er eine Bugwelle, so dass die Autos, die er rüber zieht, nicht so viel Wasser abbekommen. Wir kleben die Seitenfächer und die Fahrertür zu, lassen uns anleinen und los geht’s. Vor lauter Nervosität bedienen wir beide unsere Dokumentationsgeräte – die Drohne und das Handy – nicht richtig, aber wir kommen gut und fast trocken auf der anderen Seite an. Welch eine Erleichterung! Ein wenig Wasser ist in die Beifahrertür und ein Seitenfach gelaufen. Die Höhe des Flusses betrug immerhin 1,10m. Tristan, der Fahrer, ist sehr nett und interessiert und wir vereinbaren, dass er uns auch auf der Rückfahrt beschützt.
Wir fahren nach Lockhart River, einer Aboriginal Community. Der Supermarkt ist recht gut bestückt und die Aboriginals dort sind ausgesprochen freundlich. Das haben wir so noch nicht erlebt. Die Kinder haben das typische kindliche Leuchten in den Augen, sind höflich und gut drauf. Wie schön, dass das doch möglich ist. Bisher waren unsere Erfahrungen diesbezüglich ja ganz anders.
Die erste und die letzte Nacht verbringen wir an der Bootsrampe des kleinen Ortes. Wir lernen dort John, den Campingwart kennen, der vor 38 Jahren die Bäume gepflanzt hat, deren Früchte heute die Palm Cockatoos anlocken. Leider finden wir sie anfangs nicht. Wir fragen viele Einheimische nach Plätzen, wo sie die Vögel sehen und fahren sie alle mehrfach ab. Aber ohne Erfolg. Deshalb verlegen wir uns an den Chilli Beach, der tatsächlich von Palmen gesäumt wird. Wir sind dort fast allein und genießen den windgeschützten Platz im Nationalpark sehr. Es ist ein Traum von einem Strand, auch wenn es dort Krokodile geben soll, die wir zum Glück nicht sichten. Leider besuchen uns hier auch keine Kakadus. Morgens sitzen allerdings einige Maskenkibitze am Strand. Sie mögen die Drohne nicht und fliegen aufgeregt auf. So habe ich die Gelegenheit sie schön zu fotografieren. Auf dem Flugbild erkennt man, dass sie an den Flügelseiten jeweil eine Art Sporn haben. Mir wurde erzählt, dass diese Bodenbrüter während der Brutzeit und wenn sie Küken haben, Spaziergänger, die ihnen zu nahekommen, mit diesen Sporen angreifen. Das tut wohl richtig weh. Bei den Männchen sollen die Sporen 7mm, bei den Weibchen 2 mm lang sein. Also richtig wehrhafte Tiere.
Am letzten Abend fahren wir zurück nach Lockhart River, weil die meisten Leute uns immer wieder darauf hinweisen. Morgens drehen wir noch eine Runde zum Flughafen, wollen dann noch die Stranddusche nutzen und abfahren. Doch da entdecken wir sie. Zwei Vögel fliegen über uns hinweg und wir sehen, wo sie landen. Einer der schon erwähnten Bäume ist ihr Ziel und es kommen noch 2 weitere Vögel dazu. Jetzt sind wir nicht mehr zu bremsen. Die Kamera im Anschlag machen wir zusammen ca. 3000 Fotos und merken nicht einmal, dass wir von Sandflies über und über zerstochen werden. Da es zeitweise regnet, sind die Vögel etwas zerzaust. Sie verschwinden in ihrem Futterbaum, da sie sich fast perfekt in ihre Umgebung einfügen. Die aufgeknackten Nussschalen fallen in kurzen Abständen vom Baum auf die Erde, so dass wir immer wissen, ob sie nicht doch schon heimlich abgeflogen sind. Wir haben viel Spaß und auch einige schöne Fotos entstehen.
Die Rückfahrt gestaltet sich sehr viel entspannter als die Hinfahrt. Die Wassertiefe der Flüsse ist zurückgegangen. Einzig der Pascoe River wäre ohne den Bulldozer nicht zu durchqueren, weil er immer noch so viel Sand mitbringt, der weggeschoben werden muss. Durchfahren können wir dann jedoch allein.
Unser nächstes Ziel ist die Australian Kite Surfari Station. Auch hier waren wir vor 2 Jahren schon einmal. Nachdem Uwe sie in diesem Jahr angeschrieben hatte, ob wir wieder kommen können, bekamen wir eine negative Rückmeldung. Aber als wir auf dem Weg nach Artemis Station sind, überholen uns plötzlich Ant und Pauly mit ihrem Auto. Als sie kurze Zeit später anhalten, gesellen wir uns zu ihnen und plötzlich ist alles ganz einfach. Wir sind herzlich willkommen. So fahren wir bei Niedrigwasser über den Strand dorthin und sind weiterhin das einzige Campingfahrzeug, das dort jemals länger stehen darf. Vielen lieben Dank an Ant & Pauly 😊! Wir verbringen den Abend beim gemütlichen Schnack und Aperol Spritz, einem Getränk, das den beiden sehr gut schmeckt.
Uwe kann am ersten Tag auch gleich bei moderatem Wind kiten, was ihm sehr guttut. Leider wird es dann windstill und somit auch sehr heiß. Wir verbringen hier insgesamt 5 geruhsame Nächte, gehen spazieren, arbeiten am Blog und zum Glück frischt am Wochenende der Wind stark auf und Uwe kann sich auf dem Wasser ausprobieren. Er fühlt sich immer sicherer, aber es fehlt doch die regelmäßige Übung, um sich in immer höhere Sphären mit dem Kite zu schrauben...
So langsam bereiten wir uns immer mehr auf unsere Flüge nach Indonesien und Deutschland vor. Gedanklich wird geplant und gepackt und die To-do-Liste wird immer länger. Trotzdem treffen wir uns auf dem Weg nach Cairns noch mit Corinne aus der Schweiz. Wir haben sie am Ayres Rock (Uluru) mit ihrer Familie getroffen und ein Familienbild von ihnen gemacht. Sie spricht uns ins Cooktown an, nachdem sie einige Zeit hinter unserem Auto hergefahren ist. Sie wohnt in einem Farmhaus, ihr Mann arbeitet auf der Farm und sie kümmert sich vorrangig um die 3 Kinder. Die Kinder sind mit ihren 7 und fast 2 Jahren auf diesem tollen Gelände ungemein selbstständig. Die Jungen hantieren mit Werkzeug, das man bei uns keinen 17-Jährigen ohne Aufsicht bedienen ließe. Die kleine Tochter hat einen ungeheuren Forscherdrang, klettert überall geschickt drauf und muss natürlich in ihrem Alter noch immer im Blick sein, denn Australien hat halt auch einige Gefahren wie z.B. Schlangen. Wir verbringen einen sehr schönen Nachmittag und Abend mit der Familie, klönen bis spät und genießen auch noch ein frühes Frühstück mit leckerer Mangocreme. Es ist das erste Mal, dass wir von Einwanderern hören, dass sie zurück nach Europa wollen. Diese beiden hier haben sich dafür entschieden, wieder in die Schweiz zurückzukehren, um ihren Kindern den Kontakt zu den Großeltern zu ermöglichen und auch das Leben dort kennen zu lernen. Wir sind gespannt, ob sie das durchziehen und wie sie sich in der Schweiz fühlen werden.
Die nächsten zwei Nächte verbringen wir in den Crater Lakes Cottages. Wir haben eine Hütte gemietet und bevor wir sie bezogen haben, können wir schon unsere Traumbilder machen. Ein Riffle Bird Männchen zeigt sein Display, das heißt, er schwingt seine Feder zu einem Kreis als Paarungsgebärde. Da er wunderschöne Farben hat, von perlmuttfarbenem Türkis, über Gelb im Innenraum seines Schnabels, mit rotschwarz und olivgrün getönten Federn sowie einem überwiegend schwarzen Gefieder, sieht er je nach Licht und Bewegung einfach faszinierend aus.
Die Vögel und Kleinsäugetiere werden hier regelmäßig gefüttert und sie nehmen das dankbar an. Die Besitzerin braucht nur aufzutauchen und sofort herrscht ein reges Treiben. Sie fressen aus der Hand und sind überhaupt nicht scheu. So macht das Fotografieren Spaß und wir nutzen die Zeit, unsere Speicherkarten zu füllen. Der Bungalow, den wir hier beziehen, ist perfekt ausgestattet und schön eingerichtet. Da er tief im Regenwald liegt, ist alles ein wenig klamm und die Höhe von ca. 790m führt zu einer angenehmen Kühle. Abends können wir den Kamin anmachen, eine heiße Dusche nehmen und es uns gemütlich machen. Die nächsten zwei Tage gehören dann dem Packen der Taschen und dem Putzen des Rockhoppers, der für zwei Monate in den Storage wandert und eine Pause von uns macht.
Mehr Fotos findest du wie immer in unserer Australien Galerie!
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