2 Jahre in Australien – ein Lebenstraum! (41)

 

 

Bevor ich hier von unseren Eindrücken in Australien berichte, muss ich erst einmal ganz laut „Danke Australien“ sagen. Ja, das ist vermutlich ein ungewöhnlicher Anfang, aber wir sind unendlich dankbar und happy, dass unser „Multiple Entry Jahresvisum“ sogar zweimal verlängert worden ist und unser Rockhopper auch ganze 3 Jahre in Australien bleiben kann. Kein Vergleich zu Europa, wo jeder Australier max. 6 Monate im Schengenraum reisen kann und ihn dann für 6 Monate wieder verlassen muss…. Zum Thema Visa und Auto in Australien wird es einen gesonderten Blogeintrag geben.

Nun aber zu Australien – wir waren nicht wirklich begeistert, als wir hier vor 2 Jahren ankamen. Die Verschiffung war u.a. aufgrund australischer Quarantäne Vorgaben extrem mühsam und teuer, es wurden etliche Dinge aus unserem Auto gestohlen, das Wetter war eher durchwachsen bis kühl im Vergleich zu Indonesien, wo wir die zwei Monate davor verbracht haben, und es wimmelte überall von Verbotsschildern. Manchmal fühlten wir uns gar an die Schweiz erinnert… Zugleich waren wir aber beeindruckt von den extrem freundlichen und entspannten Menschen, von der Sauberkeit und den gepflegten Städten, dem Wohlstand der Menschen, der Natur und Tierwelt, dem Reisen und dem Sicherheitsgefühl.

Nach ganzen 2 Jahren in Australien kann man sagen, dass wir einen recht guten Einblick in das Land erhalten haben, bei dem wir den einen oder anderen ersten Eindruck relativieren mussten, aber auch etliche mehr als bestätigen können.

Beginnen wir mal mit den Australiern: Sie sind immer freundlich, entspannt, offen und sehr hilfsbereit. Es ist dennoch nicht leicht einen intensiveren Kontakt herzustellen, wenn es um mehr als das „Woher“ und „Wohin“ geht. Hat man jedoch eine Panne und steht am Straßenrand, so halten alle an und fragen, ob sie helfen können. Sie packen sofort mit an und verschwinden nach getaner „Arbeit“ mit einem „See you!“ auf den Lippen.

Australien ist ein klassisches Einwanderungsland, in dem fast jeder „weiße“ Australier auf europäische Wurzeln zurückgreifen kann. Zudem gibt es besonders im Norden von Australien die Aboriginals, die oft am Rand der Gesellschaft leben, große Teile ihrer Kultur verloren haben bzw. aufgeben mussten und die heute häufig komplett durch staatliche Unterstützung finanziert werden. Viele haben offenbar ein schweres Alkoholproblem, so dass dessen Verkauf streng geregelt ist. Da die Kinder oft nicht in die Schule geschickt werden, besteht in diesen Gruppen kaum Hoffnung, dass sich etwas ändern wird. Aber das ist ein eigenes Thema, das man hier nicht in 3 Sätzen abhandeln kann und die Australier schwer belastet. Wir haben leider nur einen oberflächlichen Eindruck gewinnen können.

Und dann sind da noch viele asiatisch stämmige Menschen, die besonders in den Metropolen wie Melbourne und Sydney auffallen. Es gibt sie aber überall im Land, dort jedoch so, dass sie in einigen Stadtteilen das Bild prägen. Sie arbeiten engagiert, sprechen sehr gut Englisch und kommen mit allen gut aus.

Apropos Migration: Ein schwieriges Thema, aber ich habe das Gefühl, dass Australien da einen sehr viel besseren Weg beschreitet als Deutschland. Um nach Australien einzuwandern, muss die berufliche Qualifikation von Nutzen sein, die Sprache perfekt beherrscht werden und sich jeder selbst finanzieren können. Es gibt verschiedene Programme. Z.B. das bekannte Work & Travel-Programm, bei dem ausländische, junge Leute in sehr abgelegenen Gegenden arbeiten müssen, mit dem verdienten Geld reisen und sich ein zweites Visajahr verdienen können. Ausbildungen und Berufserfahrungen sollen möglichst mitgebracht werden, und können dann im 3. Jahr in einem Sponsoringprogramm angewandt werden und evtl. in ein Permanent Residence Visum übergehen. Da gibt es viele verschiedene Regeln und Zugänge, die sich häufig ändern und nur schwer herauszufinden sind.

Zusammen genommen stellt das australische Volk ein buntes Gemisch dar, das offenbar ohne große Probleme friedlich zusammenlebt, wenn man von der oben genannten Aboriginalproblematik im Norden Australiens absieht. Die Polizei ist im öffentlichen Leben kaum sichtbar. Einfach schön!

Ist Australien deshalb eigentlich wie Europa, nur am anderen Ende der Welt? Nein, eindeutig nein…. Einer der auffälligsten Unterschiede ist der unterschiedliche Tagesrhythmus der Australier. Bereits vor Sonnenaufgang sind die Menschen unterwegs, treiben Sport, gehen an den Strand, um den Sonnenaufgang zu erleben, oder einfach einen Kaffee trinken. Die Cafés am Strand haben spätestens ab 6 Uhr geöffnet und werden ausgiebig genutzt. Dafür schließen sie aber auch spätestens um 14 Uhr. In Australien trinkt man seinen Kaffee früh am Morgen – nachmittags? Fehlanzeige! Australien ist aus deutscher Sicht das Land der Frühaufsteher. Wer dafür hofft abends nach 20 Uhr in einem Restaurant noch etwas Warmes zu essen zu bekommen, wird selbst in den großen Metropolen wie Sydney und Melbourne häufig enttäuscht. Ein weiterer großer Unterschied ist die Gastfreundschaft. Nicht dass die Australier nicht gastfreundlich sind, aber wir haben deutliche Unterschiede zu Deutschland festgestellt, an die wir uns erst gewöhnen mussten. Wenn man in Deutschland einen netten Menschen kennen lernt, der womöglich aus einem anderen Land kommt, lädt man ihn zu sich nach Hause zum Kaffeetrinken, Abendessen, Grillen oder Biertrinken ein. Das ist für uns völlig normal. In Australien hingegen trifft man sich vorerst auf „neutralem“ Boden – einem Café oder ähnlichem. Bevor man zu Australiern nach Hause eingeladen wird, bedarf es meist einer ganzen Zeit und viel Vertrauen, das man zuvor bei etlichen Kaffeebesuchen aufgebaut hat. Uns hat das zu Anfang immer sehr irritiert und wir haben uns mehrfach gefragt, was wir denn „falsch“ gemacht hätten. Aber so ist das halt in Australien üblich…

Was uns auch nach 2 Jahren immer wieder ins Staunen versetzt ist, wie gepflegt und ordentlich wirklich alle Städte in Australien sind. Es gibt keine Schmierereien, die bei uns „liebevoll“ als Graffiti bezeichnet werden, alle Grünanlagen sind hervorragend gepflegt, es gibt überall öffentliche Gasgrills und Toiletten, die von jedem genutzt werden können und die fast ausnahmslos extrem sauber sind. Man muss nirgendwo auch nur einen Cent für eine Toilette bezahlen und sie haben in der Regel sogar Toilettenpapier. Wenn ich da an die öffentlichen Toiletten am Hamburger Hauptbahnhof denke, überkommt mich das kalte Grausen und es schüttelt mich vor Ekel. Aber ich will hier ja über Australien schreiben und nicht die Missstände in Deutschland ins Visier nehmen. Hier hat man tatsächlich das Gefühl, dass die Menschen für ihre gezahlten Steuern auch etwas zurückbekommen, das in ihrem täglichen Leben von Bedeutung ist. Ich denke einfach, dass man das am besten einmal mit eigenen Augen gesehen haben muss, um wirklich zu verstehen, dass es auch deutlich anders sein kann als in Deutschland.

Der Wohlstand ist ein weiteres Thema, das uns aufgefallen ist. Ja, wir hören auch immer wieder, dass die Hauspreise in den letzten Jahren massiv gestiegen sind und dass man sich als junger Mensch kein eigenes Haus mehr leisten kann. Davon berichten auch die deutschen Medien regelmäßig und die Hauspreise sind tatsächlich besonders in den Metropolen sehr hoch. Aber wer kann sich bei uns in Deutschland mit Mitte 20 ein Haus kaufen? Ja, Australien ist anders – hier wohnt man eher selten zur Miete und das Eigenheim ist eher das normale. Schaut man sich aber mal den Verdienst der Australier an, so merkt man sehr schnell, dass die Löhne hier sehr viel höher als in Deutschland sind. Die Lebenshaltungskosten bewegen sich eher auf demselben Niveau, wobei Fleisch sehr viel günstiger und qualitativ hochwertiger ist und Milchprodukte grundsätzlich teurer. Aber auch viele andere Dinge sind in Australien 15-30 Prozent preiswerter als in Deutschland. Ob IPhone, Autoersatzteile, Campingartikel oder Kameraequipment – einfach alles kostet hier weniger und wir wundern uns, wie wir in Deutschland über den Tisch gezogen werden. Über den Spritpreis und die Energiekosten darf man gar nicht erst nachdenken. 1,- € für einen Liter Diesel im Vergleich zu 1,80 € in Deutschland für genau das gleiche Zeug lassen einen schon aufhorchen – aber ja, wir wollen ja die Welt retten und zahlen deshalb satte Steuern obendrauf….

Die vielen Regeln in einem riesigen Land mit nur 26 Millionen Einwohnern befremden uns schon. Natürlich wissen wir, dass Regeln das Miteinander häufig vereinfachen und in vielen Fällen auch extrem wichtig sind, aber gerade im Osten Australiens (Queensland) erscheint es uns schon arg übertrieben. Ganz besonders haben uns zuerst die Schilder „Übernachten / Camping verboten“ irritiert und unser Bild vom „freien“ Reisen in Australien zerstört. Natürlich ist es immer davon abhängig, wie man sich irgendwo hinstellt. Wir haben eine Toilette und einen Abwassertank dabei, schließen unsere Vorhänge und schlafen. Viele Australier reisen mit einem großen Auto, dass einen langen Wohnwagen zieht, manchmal sogar noch einen weiteren Anhänger z.B. mit einem Schiff oder Quats. Sie kochen und essen draußen, was dem Klima entspricht, aber sehr nach Camping aussieht. Wir haben mit der Zeit unseren Weg gefunden, preiswert oder kostenfrei zu übernachten, ohne jemals störend aufgefallen zu sein. Erleichternd kommt hinzu, dass die Australier weit davon entfernt sind, andere Menschen zu reglementieren oder nachts Streife zu fahren. Das mussten wir aber erst lernen. Wir haben in jedem Fall in 2 Jahren nur einmal ein Ticket für unerlaubtes Übernachten bekommen, das wir letztendlich auch nicht bezahlen mussten,… Vielen Dank an Australien für die vielen, vielen tollen Nächte, die wir kostenlos an so vielen Stellen unter dem funkelnden Sternenhimmel verbringen durften. Letztendlich mussten wir unsere Einschätzung zu den Regeln deutlich revidieren, da es zwar viele gibt, diese aber fast nie kontrolliert werden, da die meisten Reisenden sehr verantwortungsvoll mit der Natur umgehen. Wir haben nie Plätze gesehen, wo Müll rumlag, oder der nächste Busch als Toilette genutzt worden ist. Einfach nur schön!

Die Landschaft und Tierwelt Australiens ist einfach grandios, aber….!!!! Ja, es gibt ein „aber“ – die Entfernungen sind einfach riesig und man braucht unendlich viel Zeit, um diesen Kontinent zu erkunden. Wir hatten diese Zeit und haben Australien sogar zweimal umrundet. Es war so schön, an einige der wirklich wunderschönen Plätze ein zweites Mal reisen zu können und auch neue Orte zu entdecken. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich nicht auch einmal eine Fotoreise nach Australien anbieten wollen würde, aber davon bin ich weit entfernt. Erstens darf ich in Australien nicht arbeiten, was man vermutlich in Zusammenarbeit mit einer australischen Agentur doch irgendwie regeln könnte, aber viel entscheidender ist, dass sich Australien nicht für Fotoreisen anbietet. Alle interessanten Ziele liegen so unendlich weit auseinander, dass man die meiste Zeit im Auto sitzen würde und auf die Tierwelt, ganz besonders die Vogelwelt, ist kein Verlass. Selbst wenn an absolut zuverlässige Stellen fährt, wo die Chance gewisse Vögel anzutreffen sehr hoch ist, kann man enttäuscht werden. So ist es uns mehrfach ergangen. Von daher können wir eine Reise nach Australien als Urlaubsreise für ein paar Wochen nur bedingt empfehlen.

Wenn man aber plant Australien für eine längere Zeit zu bereisen, so wie wir es gemacht haben, kann ich nur dringend empfehlen, dieses auch zu tun. Australien ist zum Reisen einfach mega cool. Ich bin schon in vielen Ländern dieser Welt unterwegs gewesen, aber für Langzeitreisen mit dem Wohnmobil ist Australien unser absoluter Top Favorit. Dabei ist die Sicherheit ein entscheidender Punkt. Australien ist eines der sichersten Länder, das ich je bereist habe. Auch wenn die Australier manchmal anderes sagen, so habe ich den Eindruck, dass sie nicht wissen, wovon sie sprechen. Wir haben so unendlich viele junge Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren getroffen, die allein mit einem Campervan unterwegs sind und sich überall entspannt mit ihrem Campervan für die Nacht hinstellen können. Wir haben die Türen vom Wohnmobil höchstens aus Gewohnheit abgeschlossen, egal ob nachts oder in den Städten vor dem Supermarkt – es ist einfach unglaublich und so unendlich angenehm. Während man in Europa oder Südamerika dreimal kontrolliert, ob das Auto auch zu ist und es sicher steht, braucht man sich hier keine Sorgen zu machen. Neben dem Thema Sicherheit spielt auf Reisen das Thema Versorgung ebenfalls eine große Rolle. Wie komme ich an Wasser, wo gibt es Supermärkte? Gerade in Australien sind die Entfernungen riesig und man muss manchmal im Outback schon ganz gut planen, aber grundsätzlich funktioniert alles völlig problemlos. Die Versorgungslage in Australien ist hervorragend und das macht das Reisen einfach entspannt. Es gibt unendlich viele „Free Campgrounds“ oder Möglichkeiten, wo man kostenlos übernachten kann, so dass man damit nie ein Problem hat. Deshalb kommen wir zu dem Schluss: Langzeitreisen mit dem eigenen Wohnmobil in Australien – es gibt nichts Besseres!

Mein ganzes Leben lang habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich in dem einen oder anderen Land gerne wohnen wollen würde. Es gibt viele Länder, in denen es einfach wunderschöne Ort gibt, aber will bzw. kann ich da wohnen? Letztendlich konnte ich die Frage immer wieder mit einem „Nein“ beantworten. In Australien ist das aber anders. Es ist das einzige Land, wo ich sehr gerne leben wollen würde. Es so unglaublich schöne Stellen, an denen man wohnen kann und dabei ist es ziemlich egal, ob es die großen Metropolen sind oder eine´ kleiner Ort auf dem Land. Mich hat Australien total gepackt und ich würde zu gerne nach Australien auswandern. Das ist aber leider nicht mehr möglich, da wir zu alt sind. Australien hat sehr restriktive Einwanderungsvorgaben und wir würden das Land aufgrund der Tatsache, dass wir nicht mehr arbeiten brauchen, nicht unterstützen. Ab 45 Jahren ist es eigentlich unmöglich nach Australien auszuwandern, es sei denn man verfügt über extrem viel Geld. So bleibt uns nur, uns an Australien zu erinnern und hier eventuell mal einen Truck zu kaufen, mit dem wir dann jedes Jahr für ein paar Monate durch die Gegend reisen können – das hat uns zumindest ein Australier empfohlen, den wir sehr schätzen. „Take the cherry from the cake and enjoy Australia“….

 

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